Alexandra Senfft, Der lange Schatten der Täter. Nachkommen stellen sich ihrer SS-Familiengeschichte
Piper-Verlag, 22 Euro.
Die NS-Vergangenheit lässt nicht los
Ihrer SS-Familiengeschichte widmet sich die Publizistin Alexandra Senfft erneut in ihrem neuen Buch "Der lange Schatten der Täter". Sie ist dafür in den Dialog mit anderen Nachkommen getreten.
"Es ist eigentlich eine Fortsetzung meines Buches "Schweigen tut weh", sagte die Publizistin Alexandra Senfft im Deutschlandradio Kultur. Sie haben danach sehr viele Zuschriften, auch aus dem Ausland bekommen. Viele Menschen hätten nach der Lektüre ihres Buches über ihren Großvater Hans Ludin, der Hitlers Statthalter in der Slowakei war, sehr persönlich geschrieben, dass vieles in ihren Familien ähnlich gelaufen sei.
"So bin ich in Kontakt mit einigen Personen gekommen, die zum Teil auch die Kinder von ehemaligen sogenannter Kameraden meines Großvaters waren", sagte Senfft. Mit ihnen habe sie teilweise freundschaftliche Beziehungen entwickelt und portraitiere sie deshalb in ihrem neuen Buch nicht nur akademisch. "Ich bin auch persönlich involviert, ich bin in Dialogen mit diesen Menschen. Das heißt, ich verstecke mich auch nicht in diesem Buch, sondern ich bin selber Teil der Dynamik im Gespräch mit diesen Menschen."
Weitergabe an folgende Generation
Nachgeborene hätten natürlich keine Schuld für die Taten der Vorfahren. Aber Schuld- und Schamgefühle vererbten sich ebenso wie die Denk- und Gefühlsmuster der Familien, sagte Senfft. "Alles, was nicht wirklich aufgearbeitet wird, sowohl an Traumata als auch an Verbrechen wird in gewisser Weise an die nächste Generation weitergegeben und arbeitet in ihr, und zwar in den Individuen als auch letztendlich gesellschaftlich."