Jürgen Todenhöfer. Die große Heuchelei. Wie Politik und Medien unsere Werte verraten
Propyläen-Verlag 2019
336 Seiten, 19,99 Euro
Abrechnung mit dem Westen
08:51 Minuten
Der "Heuchelei" des Westens hat der Publizist Jürgen Todenhöfer sein neues Buch gewidmet. Der frühere CDU-Politiker bereist seit langem die Krisenherde der Welt - und fasst nun seine Erfahrungen zusammen.
Gemeinsam mit seinem Sohn recherchiert der Publizist und frühere CDU-Politiker Jürgen Todenhöfer in den Krisengebieten der Welt. Sein Credo: Der Westen muss die Menschenrechte vorleben, statt sie nur vorzuheucheln. Das ist auch das Thema seines neuen Buchs. "Die große Heuchelei" heißt es.
Kampf für Interessen, Märkte, Geld
Der Westen sage immer, er kämpfe für Werte, sagte Todenhöfer im Deutschlandfunk Kultur. "Aber er kämpft für handfeste Interessen, für Macht, für Märkte, für Geld - und das eben mit sehr großer Brutalität."
Er sei mit 18 Jahren zum ersten Mal nach Marokko gefahren, sagte der Bestsellerautor. Seither habe er knapp 60 Jahre die Krisenherde dieser Welt bereist. "Ich habe eigentlich immer nur Elend gesehen." Sehr oft seien die USA oder Frankreich beteiligt gewesen. Nach seiner Rückkehr habe er dann in Deutschland oft gelesen, der Einsatz habe dem Glück der Menschen gedient: "Aber die Menschen, die ich dort gesehen habe, waren nicht glücklich", sagte Todenhöfer.
Auch beim deutschen Einsatz in Afghanistan sei es vor allem die Bündnistreue gegenüber den USA gewesen, die zum Bundeswehreinsatz geführt habe. "Die Amerikaner wollten hin, weil sie dort geostrategische Interessen hatten."
Zum Vorwurf der Einseitigkeit sagte Todenhöfer, er sei bereits nach dem Überfall der Sowjetunion in Afghanistan gewesen. Damals hätten ihn die Russen auspeitschen und erschießen wollen. Er sei nicht einseitig, betonte der Publizist. Der Aufstieg der Sowjetunion habe nur wenige Jahrzehnte gedauert, aber es gebe einen jahrhundertelangen Aufstieg des Westens.
Der Westen muss seine Werte vorleben
Der Untergang einer Zivilisation beginne mit dem Verlust ihrer Glaubwürdigkeit, sagte der Publizist. Er empfehle, die Werte des Westen vorzuleben. Dafür sollte man alle anderen Völker und Kulturen so behandeln, wie man selbst behandelt werden wolle. "Das ist eine Strategie, die auch in unserem Interesse liegt", sagte er.