Lisa Moore: Der leichteste Fehler
Aus dem Englischen von Kathrin Razum
Hanser Verlag, München 2015
368 Seiten, 21,90 Euro
Geschichte eines liebenswürdigen Drogenhändlers
Nach vier Jahren Gefängnis gelingt dem 25-jährigen David die Flucht in die Freiheit. Und er will den Coup, der ihn in den Knast gebracht hatte, tatsächlich noch einmal wagen. Lisa Moores neuer Roman besticht durch die Empathie der Autorin für ihre Hauptfigur.
Einen Tag vor seinem 25. Geburtstag flieht David Slaney aus dem Gefängnis. Keinen Tag länger hätte er es ausgehalten. Er will leben, will frei sein und wenn die Freiheit nur darin besteht, das, wofür er eingesperrt wurde, noch einmal zu probieren.
Mit seinem Freund Hearn hatte er zwei Tonnen Marihuana von Kolumbien nach Neufundland gesegelt – wo leider die Polizei auf sie wartete. Dem agilen Hearn gelingt es, eine Kaution zu stellen und freizukommen. Slaney hat über vier Jahre gesessen.
Und trotzdem vertraut er seinem Freund nach wie vor und ist bereit, die ganze Chose noch einmal durchzuziehen. Dieses Mal muss es gelingen. Er will frei sein, um endlich zu siegen.
Und trotzdem vertraut er seinem Freund nach wie vor und ist bereit, die ganze Chose noch einmal durchzuziehen. Dieses Mal muss es gelingen. Er will frei sein, um endlich zu siegen.
Nette Jungs im Drogengeschäft
Wir schreiben die Siebzigerjahre, als der Drogenhandel noch nicht allein in den Händen mafioser Gangs lag, sondern auch nette Jungs wie Slaney mitspielen konnten in dem großen Geldgeschäft.
Slaneys Ausbruch gelingt und das nächste Abenteuer wartet schon. Hearn hat ein Schiff organisiert. Eigner und Skipper ist ein millionenschwerer, unberechenbarer Alkoholiker mit psychischen Problemen, der mit seiner blutjungen neuen Geliebten an Bord kommt. Auch Investoren hat der umtriebige Hearn schon gefunden, mit deren Geld der Stoff in Kolumbien eingekauft werden soll. Dass einer der Geldgeber ein Undercover-Agent ist, der endlich befördert werden will und sich dieses Falls mit besonderer Verve annimmt – nun, das ist wohl Künstlerpech.
Slaneys Ausbruch gelingt und das nächste Abenteuer wartet schon. Hearn hat ein Schiff organisiert. Eigner und Skipper ist ein millionenschwerer, unberechenbarer Alkoholiker mit psychischen Problemen, der mit seiner blutjungen neuen Geliebten an Bord kommt. Auch Investoren hat der umtriebige Hearn schon gefunden, mit deren Geld der Stoff in Kolumbien eingekauft werden soll. Dass einer der Geldgeber ein Undercover-Agent ist, der endlich befördert werden will und sich dieses Falls mit besonderer Verve annimmt – nun, das ist wohl Künstlerpech.
Er will lieber vertrauen als zweifeln
Slaney gefällt vieles nicht an dem Plan und an den Leuten, die involviert sind, aber er will lieber vertrauen als zweifeln, und er will den ersten Fehler wiedergutmachen durch einen Triumph des zweiten Versuchs.
Lisa Moore, 1964 in Neufundland geboren, ist eine Art Shootingstar der kanadischen Literatur, die mit viel Phantasie und empfindsamer Sprachkraft die Zerbrechlichkeit der menschlichen Existenz zu erzählen versteht. Wie Menschen die Diskrepanz zwischen Sehnsucht und Wirklichkeit aushalten, und auch dort – in dem kühlen Spalt dazwischen – lebendig und eigenwillig ihr Dasein gestalten.
Nun also erzählt sie von Slaney, den kein Tod, keine Krankheit, keine Naturkatastrophe aus der Normalität des Alltags herausgeworfen hat, sondern Abenteuerlust und zwei Tonnen illegalen Stoffs an Bord.
Es ist nicht der Plot, der besticht. Wir wissen ziemlich bald, dass Slaney seinem Unglück entgegen segelt, weil die Polizei ihn lückenlos im Auge hat. Und doch wird die Lektüre packend, weil Moore – nach anfänglich etwas schrillen Begegnungen des Flüchtenden mit der Welt – sich hineinfindet in ihren liebenswürdigen Drogenknaben und in sein rätselhaftes Tun.
Lisa Moore, 1964 in Neufundland geboren, ist eine Art Shootingstar der kanadischen Literatur, die mit viel Phantasie und empfindsamer Sprachkraft die Zerbrechlichkeit der menschlichen Existenz zu erzählen versteht. Wie Menschen die Diskrepanz zwischen Sehnsucht und Wirklichkeit aushalten, und auch dort – in dem kühlen Spalt dazwischen – lebendig und eigenwillig ihr Dasein gestalten.
Nun also erzählt sie von Slaney, den kein Tod, keine Krankheit, keine Naturkatastrophe aus der Normalität des Alltags herausgeworfen hat, sondern Abenteuerlust und zwei Tonnen illegalen Stoffs an Bord.
Es ist nicht der Plot, der besticht. Wir wissen ziemlich bald, dass Slaney seinem Unglück entgegen segelt, weil die Polizei ihn lückenlos im Auge hat. Und doch wird die Lektüre packend, weil Moore – nach anfänglich etwas schrillen Begegnungen des Flüchtenden mit der Welt – sich hineinfindet in ihren liebenswürdigen Drogenknaben und in sein rätselhaftes Tun.
Einer der letzten großen Abenteurer?
Denn der nachdenkliche Draufgänger und zugleich unbedarfte Freiheitsheld handelt gegen jede Vernunft, löscht jedes Unbehagen in sich, vertreibt jeden Argwohn.
Er, der so viel Angst hat, wieder gefasst zu werden, folgt wie unter einem inneren Zwang dem Weg ins Verderben. Ist es neufundländische Dickköpfigkeit, die ihn treibt, ist es sein vorbestimmtes Schicksal, wieder zu scheitern, oder ist er einer der letzten großen Abenteurer?
Es ist nicht Moores stärkster Roman, aber er ist beste Urlaubslektüre.
Er, der so viel Angst hat, wieder gefasst zu werden, folgt wie unter einem inneren Zwang dem Weg ins Verderben. Ist es neufundländische Dickköpfigkeit, die ihn treibt, ist es sein vorbestimmtes Schicksal, wieder zu scheitern, oder ist er einer der letzten großen Abenteurer?
Es ist nicht Moores stärkster Roman, aber er ist beste Urlaubslektüre.