Batman - The Telltale Series
Das Spiel ist für PC, Konsolen und iPhones erschienen - alle fünf Folgen kosten je nach System zwischen 20 und 25 Euro. Die ersten beiden Episoden sind bereits erschienen - der Rest kommt in den nächsten Wochen.
Actionballett mit Batman
Comics, Filme, Serien und Spiele: Die Geschichte vom Fledermausmann wird immer wieder neu erzählt. Jetzt hat der Spielehersteller Telltale das Computerspiel "Batman: The Telltale Series" herausgebracht.
"Hey! What do you… (Schuss)"
"Batman: The Telltale Series" macht von Anfang an klar, dass es kompromisslos zur Sache gehen soll: Ein Wachmann wird durch einen Kopfschuss getötet. Blutspritzer inklusive. Es folgt: Eine Batman-typische Schlägerei, bei der der Superheld eine Meute von Gegnern durch Einsatz von körperlicher Gewalt und technischem Spielzeug zur Strecke bringt.
"That's what you crave, the struggle! I know men like you.”
Auch wenn die mal Gegenspielerin, mal Batman-Vertraute Catwoman hier dem Held unterstellt, er brauche den Kampf, bin ich als Spieler etwas verwirrt: Soll das nicht ein "Adventure” sein? Also ein Spiel, in dem die Geschichte, das Narrativ, die Beziehungen zwischen den verschiedenen Figuren des Batman-Universums im Mittelpunkt steht?
"Step out of the Shadow - and be Bruce Wayne tonight - ah, that's a much harder fight."
Von Butler Albert bis Two-Face
Aber Sie sind alle da: Batmans Butler Alfred, der immer wieder mahnt, dass der Millionär und Philantrop Bruce Wayne nicht vergessen soll, dass er eben Bruce Wayne ist und nicht Batman. Lieutenant Gordon, der vertrauenswürdige Polizist. Und Harvey Dent, der Staatsanwalt, von dem jeder Batman-Fan weiß, dass er irgendwann zum Superschurken Two-Face wird. Und inhaltlich darf natürlich das klassische Batman-Trauma nicht fehlen: Der Mord an seinen Eltern, der den Held nie zur Ruhe kommen lässt.
"Take whatever you want, you don't have to do this! (Schuss)"
Ich kenne Batman ein bisschen, finde mich hier also in einem sehr vertrauten Umfeld wieder. Und frage mich gerade, was neu sein soll an dieser Geschichte in der es - mal wieder - darum geht, die Stadt Gotham für immer vom Verbrechen zu befreien. Naja, es gibt da was: Die Geschichte der Eltern, die Lichtgestalten, fast Heilige, die ich bis jetzt nur als Mordopfer und Batman-Motivation kannte, bekommen eine weitere Facette:
"But with Thomas and Martas shiny reputation called into question, we no longer have such assurances."
Held mit existenzieller Krise
Batmans Eltern werden Verbindungen zur Mafia nachgesagt und scheinbar auch nachgewiesen und so muss Bruce Wayne nicht nur seinen Familiennamen wieder reinwaschen - Batman wird in eine existenzielle Krise gestürzt.
"If what Falconis say it's true, the what have I been doing this for ? Alfred!"
Und das ist nach dem Standardactionanfang und dem sehr klassischen Aufbau, eine Geschichte, die mich wirklich interessiert. Auch die Actionsequenzen finde ich erträglicher: Sie sind zwar keine Herausforderung, weil ich nur festgelegte Tastaturfolgen nachtippe - aber auf dem Bildschirm spielt sich als Belohnung ein schön choreografiertes Actionballett zwischen den Kontrahenten ab.
Später darf ich sogar aus verschiedenen Vorgaben meine eigene Kampf-Choreographie festlegen - bevor die eigentliche Action losgeht. Ich bin also eigentlich nicht Batman, sondern eher sein Regisseur, das gilt auch für die Gespräche, die ich beeinflussen kann. Immer wieder muss ich aus einer von drei möglichen Antworten entscheiden, wie Batman reagiert, kann ihn aber auch schweigen lassen.
"Ah, so brooding”
Aber: Das ändert die Geschichte nicht, egal wie ich es durchspiele, die grundlegende Handlung bleibt. Auch dass am Ende einer Episode angezeigt wird, wie sich andere Spieler bei vier Schlüsselfragen entschieden haben, löst bei mir das Gefühl auf: Nur diese vier Fragen waren entscheidend? Und der Rest meiner Entscheidungen quasi egal?
Zwei Stunden pro Episode
Es wird noch ein bisschen spannender mit der Gruppenspiel-Funktion - dabei können bis zu zwölf Spieler abstimmen, welche der Dialogoptionen ausgewählt werden soll. Dabei kann das Spiel so eingestellt werden, dass die Mehrheit automatisch gewinnt oder das der eigentliche Spieler trotzdem selber entscheiden darf.
Als Einzelspieler bleibt "Batman: The Telltale Series" aber etwas hölzern: Zu egal sind die Entscheidungen, die ich treffe, zu unbefriedigend sind die Actionsequenzen dann doch. Eine Episode dauert zwei Stunden - ich werde den Verdacht nicht los, dass es genauso unterhaltsam gewesen wäre, das alles als einstündige TV-Sendung zu sehen und einfach an ein paar Stellen die Handlung steuern zu können. Trotzdem finde ich die Geschichte spannend genug, um wissen zu wollen, wie es weitergeht und starte Episode zwei. Eine unbedingte Kaufempfehlung gibt es für den Telltale-Batman allerdings nicht.