Programmhinweis: Das gesamte Interview mit dem Designer und Gestalter Erik Spiekermann hören Sie unserer Sendung "Fazit" ab 23.05 Uhr.
"Das sieht aus wie 99 Cent"
Hellgelb, Hellblau, Magenta: Diese Farbwahl verbindet der renommierte Gestalter Erik Spiekermann mit der Klatschpresse - und nicht mit einer politischen Partei. Entsprechend vernichtend fällt sein Urteil über das neue FDP-Logo aus. Trotzdem findet er auch lobende Worte.
Das Urteil des renommierten Gestalters und Typografen Erik Spiekermann über das neue Parteilogo der FDP fällt vernichtend aus: "Das sieht aus wie 99 Cent", sagte Spiekermann im Deutschlandradio Kultur über den beim Dreikönigstreffen der Partei am 6. Januar vorgestellten Schriftzug. Das neue Logo besteht aus einem gelben Rechteck, auf dem in hellblauer Schrift "Freie Demokraten" steht. Darunter ist ein Magenta-Streifen zu sehen, auf dem in weißer Schrift "FDP" zu lesen ist.
"Hellgelb und Hellblau: Die Farben sind alle heller geworden", analysierte Spiekermann. Gelb sei billig oder aggressiv - und auch Hellblau sei ebenso wie das neue Magenta "keine wertige Farbe". Die Farbwahl erwarte man eher auf den Umschlägen der Klatschpresse. "Mit Gelb und Magenta haut man auf den Putz."
Ähnlich scharf kritisierte der Honorarprofessor der Hochschule für Künste Bremen den aus drei Tönen bestehenden "Logo-Sound" der Partei, der ebenfalls neu ist: "Es klingt ein bisschen banal." Dieser klinge "kinderliedmäßig" und passe somit zur Farbe der grafischen Gestaltung.
Trotzdem fand Spiekermann auch positive Worte: Bei der Neugestaltung gehe es nicht allein um ein neues Logo, sondern um "eine neue Marke". Das Entscheidende sei, abgesehen von Farbe und Gestaltung, "dass der Inhalt anders ist".
"Da steht groß 'Freie Demokraten' - und dann kommt relativ klein der Zusatz 'FDP'", erklärte Spiekermann. "Frei will jeder sein, Demokrat will auch jeder sein." Beides sei absolut positiv aufgeladen. Der Abkürzung "FDP" sei gar nicht mehr so wichtig.
Das sei klug: Denn das Wort "liberal" sei in den vergangenen Jahren durch den Neoliberalismus negativ besetzt worden, so Spiekermann. Viele Menschen wüssten gar nicht mehr, was Liberale früher waren.