Schönwetter im Berliner Schloss
Zuversicht verbreiten - das war das Ziel von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) im Berliner Schloss. Sie präsentierten unter anderem den Nachfolger des zurückgetretenen Chefs der Stiftung Berliner Schloss.
Es war ein Schönwettertermin bei Schneeregen, eisigem Wind und inmitten ausgedehnter Pfützen. Braucht doch das Humboldtforum dringend positive Schlagzeilen - denn Anfang des Jahres hatte der Chef der Baustiftung Manfred Rettig hingeworfen. Im Nachhinein war bekanntgeworden, dass es Verzögerungen auf der größten Kulturbaustelle Deutschlands gibt. Ein Planungsbüro war zuvor entlassen worden, Protokolle des Stiftungsrates kritisieren die Arbeit des Architekturbüros von Franco Stella. Bundesbauministerin Barbara Hendricks von der SPD beschwört:
"Die größte Kulturbaumaßnahme des Bundes unter Beteiligung des Landes Berlin ist auf gutem Weg. 60 Prozent der Bauleistungen sind beauftragt. Derzeit spricht alles dafür, dass der Kosten- und Terminrahmen eingehalten wird."
Und Kulturstaatsministerin Monika Grütters von der CDU sekundiert ihrer Kollegin: "Wir haben es hier nicht nur mit der bedeutendsten Kulturbaustelle zu tun, sondern, das möchte ich ganz deutlich so sagen, mit dem bedeutendsten Kulturprojekt Deutschlands, auf das allerdings die ganze Welt schaut."
Humboldtforum soll 2019 fertig sein
Ziemlich viele Superlative also. Der Druck auf das heute benannte neue Führungspersonal ist gewaltig. Dass der Bau im Zeit- und Kostenplan bleibt und dass das Humboldtforum 2019 eröffnen kann, dafür wird ab Mitte März - nach einer endgültigen Entscheidung des Stiftungsrats - Johannes Wien verantwortlich sein. Er wird Nachfolger des zurückgetretenen Manfred Rettig. Johannes Wien war bislang Finanzchef der Schlossbaustiftung - er kennt also alle Beteiligten und die Tücken dieses Großprojekts.
Für den Betrieb des Humboldtforums hat die Baustiftung eine Tochtergesellschaft gegründet. Deren Geschäftsführerin soll Lavinia Frey werden, eine junge Kulturmanagerin, die bislang nicht über die Grenzen Berlins hinaus bekannt ist. Sie bekommt die schwere Aufgabe, zwischen der Baustiftung auf der einen und den künftigen Nutzern auf der anderen Seite zu vermitteln. Die Nutzer: das sind die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Humboldt-Universität und das Land Berlin. Das große Problem: der Innenausbau schreitet voran, aber das Konzept des Humboldtforums bleibt weiter nebulös.
Alle warten auf Neil McGregors Konzept
Auch in diesem Punkt gilt: Der Bund verbreitet gute Stimmung. Florian Pronold, Baustaatssekretär und Vorsitzender des Stiftungsrats:
"Da es manchmal Gerüchte gibt, dass es zwischen dem Baubereich und dem Kulturbereich Spannungen gibt, haben wir dem vorgebeugt, in dem wir zukünftig gemeinsame Räume haben. Und ich habe mit allen potenziellen neuen Vorstandsmitgliedern und dem neuen Stiftungssprecher gesprochen. Wir hatten eine erste Teamsitzung und ich kann Ihnen sagen: Das ist super."
Alle warten nun auf ein Wort von Neil McGregor, auf den langjährigen Chef des British Museum in London, jetzt Gründungsintendant des Humboldt-Forums. Er muss ein stimmiges Konzept für das Haus vorlegen, das über das bisherige vollmundige Wortgeklingel hinausgeht. Um endlich den Geburtsfehler des größten Kulturprojekts im Land zu überwinden - ein barockes Schloss zu rekonstruieren, von dem man nicht weiß, wozu es gut sein soll.