Neues Generationenversprechen für den Klimaschutz

Miteinander statt mit Schuldzuweisungen in der Krise

06:24 Minuten
Eine ältere Klimaaktivistin hält auf einer Demonstration ein Schild mit "Omas für die Zukunft".
Gemeinsam mit Schüler*innen und Student*innen marschieren auch immer wieder ältere Generationen für "Fridays for Future". © imago images / Ipon
Ricarda Lang im Gespräch mit Ute Welty |
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"Fridays for Future" und "Extinction Rebellion" lösen bei Älteren teils Kopfschütteln aus. Dabei sei Klimaschutz kein spaltendes Thema zwischen Jung und Alt, sondern müsse zum gemeinsamen Ziel erklärt werden, sagt die Grünen-Politikerin Ricarda Lang.
Bewegungen wie "Fridays for Future" und "Extinction Rebellion" setzen sich seit mehr als zwei Jahren für Klimarechte ein und sind besonders für jüngere Menschen attraktiv. Ihre teils extremen Aktionen lassen die ältere Generation dagegen oft ratlos zurück. Im Rahmen unserer Denkfabrik zum Thema "Auf der Suche nach dem Wir" haben wir mit der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Grünen, Ricarda Lang, über die Notwendigkeit eines neuen Generationenversprechens in Bezug auf klimapolitische Themen gesprochen.
"Die Folgen der Klimakrise werden wir nicht erst in vierzig oder fünfzig Jahren spüren, die spüren wir schon heute ganz deutlich, wenn Wälder verdorren, wenn Ernten ausfallen, wenn Inseln überschwemmt werden", sagt die 27-Jährige, die sich im September um ein Bundestagsmandat bewirbt und die Klimakrise zu ihrem Anliegen erklärt hat.

Klimathema spaltet nicht die Generationen

Allerdings habe Lang die Erfahrung gemacht, dass auch viele ältere Menschen sich für klimapolitische Themen engagieren, demonstrieren gehen oder Jüngere bei ihrem Protest unterstützen.
"Das heißt, es gibt in verschiedensten Generationen Menschen, die erkannt haben, dass die Art, wie wir mir den natürlichen Lebensgrundlagen der Natur umgehen, einfach nicht zukunftsfähig ist", so Lang weiter. Für sie sei Klima kein spaltendes Thema zwischen den Generationen, sondern eines, das man gemeinsam angehen könne und müsse.
Eine Schuldfrage möchte Lang aber von der Generationenfrage abkoppeln. "Ich halte gar nichts davon, wenn von jüngeren Aktivist*innen der Eindruck entsteht: Ihr seid schuld daran, wie es gelaufen ist." Schuld sei nicht eine Generation, sondern eine Politik, "die es in den letzten Jahrzehnten vollkommen verpasst hat, den Realitäten der Klimakrise gerecht zu werden." Gleichzeitig ist es Lang zufolge aber auch wichtig, dass Ältere den Jüngeren nicht mangelnde radikale Forderungen, zu viel Hedonismus und zu wenig politischer Aktivität vorwürfen.

Corona schürt Ängste, aber beflügelt Solidarität

Die Grünen-Politikerin fordert daher ein neues Generationenversprechen und versteht darunter: "Wir haben während Corona gesehen, dass die junge Generation massiv einer Entbehrung ausgesetzt war." Das sei eine komische Form des Erwachsenwerdens, sagt Lang. Mit hohem Verantwortungsbewusstsein auf der einen und dem Wegfallen von selbstverständlichen Freiheiten auf der anderen Seite.
"Dazu kommen dann noch massive Zukunftsängste, sowohl über das Klima als auch über die eigene soziale Situation: Finde ich einen Ausbildungsplatz? Finde ich einen Job?" Dieser jungen Generation müsse man wieder Hoffnung geben: durch Mitbestimmung und eine Herabsetzung des Wahlalters, massive Investitionen in Fragen des Klimaschutzes und der Bildung. Zudem brauche es soziale Sicherheit beispielsweise durch eine Ausbildungsgarantie.
Porträtaufnahme von Ricarda Lang im März 2020. 
Ricarda Lang ist stellvertretende Bundesvorsitzende und frauenpolitische Sprecherin der Grünen.© imago images / photothek / Thomas Köhler
Lang sieht aber auch die Probleme der Älteren. "Das Dümmste, was wir während Corona machen könnten, wäre ein Wettstreit darüber, wer es am härtesten hat." Sie sehe in der Krise aber auch ein großes Potential für Solidarität zwischen den Generationen. Einige gingen für ältere Menschen einkaufen, andere verzichteten auf Partys und alle versuchten, vor allem eine ältere Generation zu schützen, erklärt Lang weiter.
Man müsse aber auch verhindern, dass die Folgen der Coronakrise bei den Ärmsten ausgelagert werden. "An vielen Stellen verlaufen die Grenzen nicht zwischen Jung und Alt, sondern zwischen denen, die gut durch die Krise gekommen sind und denen, die davor schon massive Probleme haben. Es dürfe daher momentan keine Debatten über Nullrunden bei der Rente oder die Erhöhung des Rentenalters geben, sagt Lang. Das schüre Ängste.
(lsc)
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