"Eigentlich müsste jetzt wieder ermittelt werden"
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Der Fall Oury Jalloh beschäftigt die Republik seit 14 Jahren. Jetzt weckt ein neues Gutachten Zweifel an der These, dass sich Jalloh selbst verbrannt habe. Der Theaterregisseur Janosch Roloff fordert, den Fall nicht zu den Akten zu legen.
Oury Jalloh kam aus Sierra Leone und suchte in Deutschland Asyl. Am 7. Januar 2005 wurde er in Dessau von Polizisten aufgegriffen und festgenommen. Wenige Stunden später war er tot, er verbrannte gefesselt auf einer Matratze in einer Polizeizelle.
2012 wurde ein Polizeibeamter wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, er habe nicht dafür gesorgt, dass Oury Jalloh ausreichend beaufsichtigt wurde. Was das Gericht nicht in Zweifel zog, war die Behauptung, der Inhaftierte habe selbst Feuer gelegt.
Ein neues Gutachten bringt Bewegung
Die Justiz wollte den Fall gerade zu den Akten legen, doch jetzt kommt wieder Bewegung in die Sache: Eine "Initiative in Gedenken an Oury Jalloh" hat ein neues medizinisches Gutachten vorgelegt. Demnach hat Jalloh verschiedene Knochenbrüche erlitten. Der Forensiker geht davon aus, dass Jalloh die Verletzungen sehr wahrscheinlich nach der Festnahme zugefügt worden seien.
Der Regisseur Janosch Roloff hat das Stück "Der Vorgang Oury Jalloh" entwickelt und berichtet, er habe sich intensiv mit den Gerichtsakten beschäftigt. Startpunkt der Auseinandersetzung mit dem Fall sei gewesen, dass er erkannt habe, dass "die offizielle Version, die Selbstanzündung, nicht haltbar ist."
Aufführungen in Jugendgefängnissen
Die Publikumsreaktion seien sehr unterschiedlich gewesen, so Roloff: "Wir haben sehr viel in Theatern gespielt, wo sehr viele Menschen das erste Mal davon gehört haben und das danach recherchiert haben und sehr erschrocken waren, dass das stimmt, was wir dort erzählen."
Auch in Jugendgefängnissen wurde das Stück gespielt: "Wo das immer sehr interessant war, wie die jugendlichen Inhaftierten darauf reagieren, dass jemand ohnmächtig in der Gewalt von Vollzugsbeamten ums Leben kam", so der Regisseur.
Die Ermittlungen müssten weiter gehen
Es sei für ihn nicht überraschend, dass das jetzt vorgelegte Gutachten zu dem Schluss kommt, dass Oury Jalloh nach seiner Verhaftung Verletzungen zugefügt worden seien, sagt Roloff: "Eigentlich müsste jetzt wieder ermittelt werden."
Allerdings hat das Oberlandesgericht Naumburg abgelehnt, den Fall weiter zu verfolgen. Janosch Roloff hat die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben: "Vielleicht wird der Generalbundesanwalt ermitteln." Oder der Europäische Gerichtshof beschäftigt sich mit dem Fall.
(beb)