Die Historikerin Hedwig Richter ist seit 2019 Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität der Bundeswehr München. Zuvor forschte sie am Hamburger Institut für Sozialforschung und war Privatdozentin an der Universität Greifswald. Richter studierte Geschichte, deutsche Literatur und Philosophie an der Universität Heidelberg, der Queen's University Belfast sowie der Freien Universität Berlin. Sie beschäftigt sich unter anderem mit europäischer Geschichte, Geschlechterfragen sowie Demokratie- und Diktaturforschung.
"Willkommen in The Länd"
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Mit der neuen Imagekampagne "Willkommen in the Länd" wirbt Baden-Württemberg seit heute offiziell für das Ländle. Nicht alle finden den Slogan gelungen, auch wegen der hohen Kosten von 21 Millionen Euro für den Werbefeldzug.
Baden-Württemberg setzte viele Jahre erfolgreich auf den Werbeslogan "Wir können alles. Außer Hochdeutsch." Nun ändert sich das und viele Schwaben und Badenser begegnen plötzlich überall dem neuen Spruch "Willkommen in the Länd" als Teil einer neu gestarteten Imagekampagne.
Die Landesregierung will mit diesem Slogan international um Fachkräfte werben und den eigenen Werbeauftritt modernisieren. Assoziationen mit dem "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" sind dabei nicht zufällig. Kritik aus der Opposition gibt es an den hohen Kosten von rund 21 Millionen Euro.
Den alten Spruch "Wir können alles. Außer Hochdeutsch" habe sie genial gefunden, sagt die Historikerin Hedwig Richter, die selbst aus dem Ländle stammt. "Schwaben ist Provinz und weil wir Provinz sind, sind wir gut", damit habe der Slogan vieles gut getroffen. "The Länd finde ich einfach peinlich."
Zweifel am Erfolg
Die Idee sei natürlich witzig, sagt Richter. "Nicht mehr Ländle, sondern man ist irgendwie erwachsen geworden. Man ist jemand, the Länd - ohne die Verniedlichung." Sie könne sich aber nicht vorstellen, dass diese Imagewerbung funktioniert.
Prinzipiell finde sie solche Imagekampagnen in den Bundesländern als Freundin des Föderalismus gar nicht falsch, sagt Richter. Es habe der Bundesrepublik gutgetan, diese verschiedenen Bundesländer zu haben und nicht ein großer Zentralstaat zu sein. In der DDR habe man die Bundesländer abgeschafft.
Es sei ein wichtiges Element der deutschen Demokratie, dass das Land multiple Identitäten und diese Länderebene habe. "Man sagt, dass es Deutschen auch deshalb so leicht fällt, Europa zu lieben, weil wir das einfach gewöhnt sind." Sie sei selbst Baden-Württembergerin und zugleich Deutsche sowie Europäerin.
Imagewerbung in anderen Bundesländern
Auch andere Bundesländer haben sich mit Slogans versucht. So setzte Niedersachsen auf: "Sie kennen unsere Pferde. Erleben Sie unsere Stärken." Ebenso wenig Erfolg hatte "Be Berlin" in der Hauptstadt.
Viele erinnern sich noch an "Das Land der Frühaufsteher" in Sachsen-Anhalt, dachten aber eher an die vielen Arbeitskräfte, die wegen des Jobmangels früh am Morgen in ein anderes Bundesland aufbrechen mussten. Der Slogan habe vielleicht auch deshalb nicht so funktioniert, weil er die Mentalität in Sachsen-Anhalt nicht so widerspiegele, sagt Richter.