Neues Keimzeit-Album "Das Schloss"

Fliegende Teppiche und Kindheitserinnerungen

Sänger Norbert Leisegang bei einem Konzert mit seiner Band Keimzeit im Kesselhaus der Kulturbrauerei in Berlin. |
Norbert Leisegang erinnert sich an sein zerstörerisches Verhalten als kleiner Junge. © dpa / Eventpress Hoensch
Norbert Leisegang im Gespräch mit Carsten Beyer |
Klassentreffen, Alltagsbeobachtungen, Kindheitserinnerungen: Der Frontmann der Band Keimzeit, Norbert Leisegang, erzählt, was hinter den Songs auf dem neuen Album "Das Schloss" steckt – und dass es nichts mit Franz Kafkas Roman zu tun habe.
Was 1980 als Geschwister-Band Jogger begann, wurde zwei Jahre später zur DDR-Rockband Keimzeit. Die Band um Frontmann, Gitarrist und Hauptsongschreiber Norbert Leisegang und seinen Bruder Hartmut am Bass gehört zu den wenigen ostdeutschen Rockgruppen, die sich auch nach der Wende mit eigenem Profil in der gesamtdeutschen Szene behaupten konnten.

Album ohne Akustik und Orchester

Rund 20 Alben hat Keimzeit inzwischen insgesamt veröffentlicht. Darunter sind einige mit ihrem akustischen Seitenprojekt Keimzeit Akustik Quintett und mit dem Filmorchester Babelsberg. Nun erscheint mit "Das Schloss" wieder ein Album ohne Akustik und ohne Orchester.
Der Albumtitel habe aber "nicht die Bohne" etwas mit dem Roman von Franz Kafka zu tun, erzählt Norbert Leisegang im Deutschlandfunk Kultur. In dem titelgebenden neuen Song "Das Schloss" gehe es darum, dass er als Kind sehr skrupellos im Zerschreddern seines Spielzeugs gewesen sei, erklärt der Songschreiber. "Die Eltern bauen immer alles schön auf, und wir machen es kaputt", erinnert er sich. Auch dass er in einem schlossartigen Gutshaus zur Schule ging, klinge darin an.

Wenn Teppich und Fußboden sich unterhalten

Autobiografisches spielt in vielen der Songs eine Rolle: von der Kindheit, über ein Klassentreffen bis hin zu Alltagsfantasien. Im Lied "Der fliegende Teppich" spricht zum Beispiel ein Teppich mit dem Fußboden auf dem er liegt. Für Norbert Leisegang die Metapher einer Co-Abhängigkeit, weil das eine ohne das andere nicht existieren könne. Es habe sehr viel Spaß gemacht, diesen kleinen Disput gemeinsam mit dem Sänger und Gitarristen Martin Weigel umzusetzen.
Beim typischen Keimzeit-Tonfall und Sound geht es nicht darum, mit der Tür ins Haus zu fallen – oder gar Hörer zu missionieren. "Ich schätze auch Poesie zu sehr, als dass ich dann ein Plakat aufhängen würde in einem Song", bringt Norbert Leisegang seine künstlerische Haltung auf den Punkt. (hum)

Das Album "Das Schloss" erscheint am Freitag, den 1.2.2019. Dann startet auch die Album-Tour von Keimzeit mit einem Konzert in Neumühle in Brandenburg.

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