Konstruktion einer neuen lettischen Nationalidentität
Nach gut drei Jahren Renovierungsarbeit ist das lettische Nationale Kunstmuseum in Riga wieder eröffnet worden. Es gilt als wichtigstes Museum des Baltikums. Dort sind Werke von 1800 bis heute ausgestellt. Geplant wurde der Bau von zwei jungen Architekten aus Litauen.
Das ältere Hauptgebäude wurde 1905 nach den Entwürfen des deutsch-baltischen Architekten Wilhelm Neumann eröffnet. Die alte Substanz sei gut erhalten gewesen, sagte Kritiker Nikolaus Bernau im Deutschlandradio Kultur. Die Räume beschreibt er als lichtdurchflutet und sie hätten "Pariser Flair". Hinzugekommen ist durch die Renovierung ein Aufzug aus Glas, der neue Ausstellungsräume in Dach zugänglich macht.
Russische, deutsche und lettische Kunst nicht mehr getrennt
Die Architekten haben das Hauptgebäude durch einen unterirdischen Neubau ergänzt - unterirdisch, um dem Altbau keine Konkurrenz zu machen, erklärte Nikolaus Bernau. Der Zugang zum Neubau sei "skurill". Man stehe wie vor einer vertieften Theaterbühne aus Glas und gucke von oben in den Ausstellungssaal. Raffiniert und großartig nennt Bernau die Idee, dass die Zuschauer vom Altbau hinunter ins Depot gehen können.
Anders als bisher gibt es im neuen Lettischen Nationalen Kunstmuseum laut Bernau keine Trennung mehr zwischen russischen, deutschen und lettischen Werken. Stattdessen würden zu allen Epochen Werke aller drei Bevölkerungsteile gezeigt. Damit wollten die Museumsmacher vor allem den Letten zeigen: "Leute ihr gehört zusammen", meint Bernau. Hier werde versucht, eine neue lettische Nationalidentität zu konstruieren.