Neues Musikmagazin "Partituren"
Heute erscheint die Pilotausgabe der neuen Musikzeitschrift "Partituren". Wie der Name schon andeutet, richtet sich dieses neue Druckerzeugnis an die Liebhaber klassischer Musik. Ein gewagtes Unterfangen, könnte man meinen, was sich da die Herausgeber vom Berliner Friedrich-Verlag vorgenommen haben. In Zeiten der Wirtschaftskrise, des Abbaus gerade der Hochkultur und der Absatzschwäche der Tonträger-Branche auf einem sehr engen und umkämpften Markt eine neue anspruchsvolle Zeitschrift zu lancieren. Volker Michael hat sich auf dem Markt der Musikzeitschriften umgesehen:
Der Markt ist dicht - ist der Markt dicht? Die Zahl der ernstzunehmenden und professionell gestalteten Zeitschriften im Sektor Musik ist wider Erwarten überschaubar. Das mag daran liegen, dass nur wenige die hohe Kunst beherrschen, über Musik zu schreiben. In der Pop- und Rockmusikbranche scheint das noch verhältnismäßig einfach zu sein - hier ist das Angebot größer. Wenige Magazine sind so renommiert wie der Rolling Stone, der zugleich auch etwas langweilig ist.
Die spannenderen Blätter finden sich in den vielen Nischen, im Hardrock, in der Weltmusik, im Jazz. Für die großen Idole der Popindustrie haben ohnehin die Tageszeitungen ausreichend Platz - sowohl die mit den großen und als auch die mit den kleinen Buchstaben. Die Feinde aller Zeitungen und Zeitschriften sind die Gratismagazine. Da gibt es im Musiksektor einige. Tonträgerläden leisten sich eigene bunte Hefte mit zum Teil interessanten Beiträgen. Dann gibt es die farbig glänzenden Heftchen, manche im A6-Hosentaschen-Format - sie liegen in Kneipen, Clubs und Universitäten aus.
Bei den großen Vorbildern aus dem Pop-Genre wie Flyer, Intro oder Uncle Sally‘s oder beim Klassiker "Crescendo" hat sich Helge Birkelbach sein Konzept eines Klassikmagazins abgeguckt. Doch "Classix" - so heißt das aufwändig gestaltete Heft - ist keine blanke Kopie eines Popmusters, weder inhaltlich noch äußerlich. Birkelbach setzt auf sinnliche Ansprache, auf viele gelungene Fotos, auf klare verständliche Texte und unübliche Multiplikatoren...
Der Markt ist schnelllebig - einige ambitionierte Musikzeitschriften landeten schnell auf dem Müllhaufen der Mediengeschichte. Wer erinnert sich noch an "Scala" - oder "Amadeo"? Dieses Heft lancierte ein Hamburger Großverlag vor fünf Jahren als zukünftig wichtigste deutsche Musikzeitschrift. Das junge Medienprodukt dürfte schon allein am Verkaufspreis von damals 15 Mark verendet sein.
Andere Zeitschriften können mit einer langen Tradition werben wie die "Neue Zeitschrift für Musik", die sich auf Robert Schumann als ihren Gründer beruft. Inzwischen ist sie aber zu einem akademischen Spezialistenblatt für die ewige Avantgarde geworden. Einem musikalischen Gemischtwarenladen gleicht die "Neue Musikzeitung" aus Regensburg, ein sympathisch chaotisches Blatt, das auf jeder seiner vielen Seiten für die Belange der Musik zu Felde zieht gegen ignorante Politiker, Medienmacher und Kulturfeinde.
Für Opernfans gibt es gleich mehrere Magazine, die seriös und interessant sind, allerdings den Stolz deutscher Subventionskultur etwas altbacken präsentieren. Eher an Fachleute und Aktualitätssüchtige wenden sich Zeitschriften wie "FonoForum", die ausführlich und kenntnisreich aktuelle CDs und einige Künstler und Trends vorstellen. Im Internet existieren Portale wie "Klassik.Com" und "KlassikHeute", die das Netz nur zur schnellen Nachrichtenübermittlung nutzen, aber völlig frei vom Eigentlichen sind, von hörbarer Musik. "Classix"-Chef Helge Birkelbach sieht gerade einen großen Vorteil für neue Kaufzeitschriften im Musiksektor, wenn sie Tonträger mit anbieten.
Die Grenzen sind fließend zwischen dem Anspruch, kritische Musikzeitschrift zu sein, und der Gefahr, zu einem Organ der Musikindustrie zu verkommen. Denn anders als in Wirtschaft und Politik wird hier zu selten unterschieden. "Arbeiten wir nicht alle für die Musik, die Kunst, die Kultur?" heißt es dann. Anzeige und Artikel zum gleichen Thema, zum gleichen Künstler oder Ensemble stehen oft nebeneinander.
Nur da, wo öffentliche Gelder oder Mittel von Stiftungen und Verbänden fließen, finden auch unbekannte Musiker, Laien, Moderne und Unbequeme den Weg auf die Zeitschriftenseiten. Andererseits haben es gerade die etablierten und geförderten Zeitschriften bisher versäumt, neue Leserschichten und Generationen für die klassische und moderne Musik zu gewinnen. Leider bedienen die meisten Magazine ihr Nischenpublikum, statt in die Breite zu wirken. "Classix"-Herausgeber Helge Birkelbach sieht hier – nicht ganz uneigennützig – eine große Chance für Gratisblätter.
Sie können den vollständigen Beitrag mit einem kurzen Interview mit dem Chefredakteur der in Berlin erscheinenden Zeitschrift "Classix", Helge Birkelbach, in der rechten Spalte als Audio hören.
Links:
"Partituren" - Das Magazin für klassische Musik
"classix - musik für immer"
Die spannenderen Blätter finden sich in den vielen Nischen, im Hardrock, in der Weltmusik, im Jazz. Für die großen Idole der Popindustrie haben ohnehin die Tageszeitungen ausreichend Platz - sowohl die mit den großen und als auch die mit den kleinen Buchstaben. Die Feinde aller Zeitungen und Zeitschriften sind die Gratismagazine. Da gibt es im Musiksektor einige. Tonträgerläden leisten sich eigene bunte Hefte mit zum Teil interessanten Beiträgen. Dann gibt es die farbig glänzenden Heftchen, manche im A6-Hosentaschen-Format - sie liegen in Kneipen, Clubs und Universitäten aus.
Bei den großen Vorbildern aus dem Pop-Genre wie Flyer, Intro oder Uncle Sally‘s oder beim Klassiker "Crescendo" hat sich Helge Birkelbach sein Konzept eines Klassikmagazins abgeguckt. Doch "Classix" - so heißt das aufwändig gestaltete Heft - ist keine blanke Kopie eines Popmusters, weder inhaltlich noch äußerlich. Birkelbach setzt auf sinnliche Ansprache, auf viele gelungene Fotos, auf klare verständliche Texte und unübliche Multiplikatoren...
Der Markt ist schnelllebig - einige ambitionierte Musikzeitschriften landeten schnell auf dem Müllhaufen der Mediengeschichte. Wer erinnert sich noch an "Scala" - oder "Amadeo"? Dieses Heft lancierte ein Hamburger Großverlag vor fünf Jahren als zukünftig wichtigste deutsche Musikzeitschrift. Das junge Medienprodukt dürfte schon allein am Verkaufspreis von damals 15 Mark verendet sein.
Andere Zeitschriften können mit einer langen Tradition werben wie die "Neue Zeitschrift für Musik", die sich auf Robert Schumann als ihren Gründer beruft. Inzwischen ist sie aber zu einem akademischen Spezialistenblatt für die ewige Avantgarde geworden. Einem musikalischen Gemischtwarenladen gleicht die "Neue Musikzeitung" aus Regensburg, ein sympathisch chaotisches Blatt, das auf jeder seiner vielen Seiten für die Belange der Musik zu Felde zieht gegen ignorante Politiker, Medienmacher und Kulturfeinde.
Für Opernfans gibt es gleich mehrere Magazine, die seriös und interessant sind, allerdings den Stolz deutscher Subventionskultur etwas altbacken präsentieren. Eher an Fachleute und Aktualitätssüchtige wenden sich Zeitschriften wie "FonoForum", die ausführlich und kenntnisreich aktuelle CDs und einige Künstler und Trends vorstellen. Im Internet existieren Portale wie "Klassik.Com" und "KlassikHeute", die das Netz nur zur schnellen Nachrichtenübermittlung nutzen, aber völlig frei vom Eigentlichen sind, von hörbarer Musik. "Classix"-Chef Helge Birkelbach sieht gerade einen großen Vorteil für neue Kaufzeitschriften im Musiksektor, wenn sie Tonträger mit anbieten.
Die Grenzen sind fließend zwischen dem Anspruch, kritische Musikzeitschrift zu sein, und der Gefahr, zu einem Organ der Musikindustrie zu verkommen. Denn anders als in Wirtschaft und Politik wird hier zu selten unterschieden. "Arbeiten wir nicht alle für die Musik, die Kunst, die Kultur?" heißt es dann. Anzeige und Artikel zum gleichen Thema, zum gleichen Künstler oder Ensemble stehen oft nebeneinander.
Nur da, wo öffentliche Gelder oder Mittel von Stiftungen und Verbänden fließen, finden auch unbekannte Musiker, Laien, Moderne und Unbequeme den Weg auf die Zeitschriftenseiten. Andererseits haben es gerade die etablierten und geförderten Zeitschriften bisher versäumt, neue Leserschichten und Generationen für die klassische und moderne Musik zu gewinnen. Leider bedienen die meisten Magazine ihr Nischenpublikum, statt in die Breite zu wirken. "Classix"-Herausgeber Helge Birkelbach sieht hier – nicht ganz uneigennützig – eine große Chance für Gratisblätter.
Sie können den vollständigen Beitrag mit einem kurzen Interview mit dem Chefredakteur der in Berlin erscheinenden Zeitschrift "Classix", Helge Birkelbach, in der rechten Spalte als Audio hören.
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"Partituren" - Das Magazin für klassische Musik
"classix - musik für immer"