Neues von der "Omnicard 2011"

Von Wolfgang Noelke |
Einige besitzen schon den neuen Personalausweis, zahlen mit der Geldkarte und kennen die ewige Diskussion über die sogenannte Gesundheitskarte. Wenn es um die Zukunft von Chipkarten geht, gilt der in Berlin tagende Kongress "Omnicard" als Trendbarometer.
Es sind wirklich nur wenige hundert Teilnehmer, aber dafür sind es die internationalen Top-Entwickler aus Wissenschaft, Politik und Industrie. Wenn man etwas über den Stand der Dinge und künftige Entwicklungen erfahren will, dann hier.

Die sogenannte Gesundheitskarte wurde auf diesem Kongress geboren, aber sie wurde hier auch totdiskutiert und stößt ja auf großen Widerstand bei den Ärzten. Ähnlich geht es der Geldkarte, die kaum angenommen wird - eine etwas schwierige Geburt, ebenfalls während einer "Omnicard". Hier bekam im letzten Jahr auch der "Neue Personalausweis" seinen Namen. Vorher hieß er nämlich "Elektronischer Personalausweis", aber irgendjemand meinte im letzten Jahr, dass "Neuer Personalausweis" nicht so beängstigend klingt, wie "Elektronischer..." Also auch über solche Details wird hier diskutiert und vielleicht in zehn Jahren diskutiert man wieder über einen neuen Namen, nämlich wenn der "Neue Personalausweis" alt geworden ist und erneuert werden muss.

" Bis es soweit ist, hat der neue Personalausweis ja noch einige technische Probleme zu bestehen. Am Montag meldete ein Hacker einen erneuten erfolgreichen Angriff auf den Ausweis. Ist das ein Thema auf der "Omnicard"? "

Nein, über diese Meldung schmunzelt man hier, weil es in Wirklichkeit kein technischer Angriff auf die Sicherheitselektronik des Ausweises war, sondern nur ein Abfischen des Passwortes. Dieses Abfischen irgendwelcher Passwörter ist seit zehn Jahren bekannt und nur dann gefährlich, wenn man Passwörter für Bankgeschäfte braucht. Im Gegenteil: Mit dem neuen Personalausweis nutzt Hackern das Passwort-Abfischen gar nichts mehr.

" Aber es gab doch ein Problem mit der sogenannten "Ausweis- App". Das ist ein Hilfsprogramm für Handys, das von der Webseite des Bundesinnenministeriums heruntergeladen werden kann."

Dieses Hilfsprogramm, mit dem der neue Personalausweis auch auf Handys und Smartphones funktioniert, hatte keine Sicherheitslücke, sondern nur das Programm zum Herunterladen. Das ist aber mittlerweile behoben. Die App ist sicher.

" Mit solchen Hilfsprogrammen soll man ja im Internet einkaufen können, mit Behörden kommunizieren, sein Auto oder seinen Hund ummelden. Wird so etwas denn schon genutzt? "

Am schnellsten funktioniert das momentan im Einwohnermeldeamt Bremen. Dort können die Bürger im Wartesaal dabei zusehen, wie man sich mit dem Neuen Personalausweis sogar in wenigen Minuten komplett am Bildschirm ummelden kann, ohne auch nur mit einen Beamten zu sprechen.

Zögerlich ist man zur Zeit nur im Onlinehandel. Zur sicheren Kommunikation gehören ja immer zwei. Einmal die Ausweisinhaber. Auf der anderen Seite die Händler. Und das Bundesverwaltungsamt prüft vorher bei jedem einzelnen Händler, welche Teile vom Ausweis der Händler sehen darf. Angenommen, ich habe ein Radio-Fernsehgeschäft. Dann darf ich die Adresse nur dann erfahren, wenn ich einen Fernseher mit der Post versende. Wenn ich aber auch Spiele zum Herunterladen anbiete, geht mich die Adresse nichts an, nicht mal das genaue Alter, sondern nur, ob die Kunden über 18 sind.

Für die Prüfung dieser einzelnen Geschäftsmodelle kassiert das Bundesverwaltungsamt nur 102 Euro, aber die Zertifizierungsstellen verlangen 2000 - 3000 Euro und mehr vom Händler, je nach Geschäftsmodell. Das überlegt sich ein kleiner Handwerksmeister dreimal. Deswegen existieren bis jetzt erst 62 Händler, mit denen man per Ausweis Geschäfte machen kann. Gestern Abend sagte aber der Ausweis-Koordinator des Bundesinnenministeriums, Andreas Reisen, dass die Preise schon in diesem Jahr rapide sinken werden.

" Aber es existieren doch bereits gut funktionierende Internetbanken wie Paypal und Moneybookers. Hat der Ausweis gegen diese Institute eine Chance? "

Eine große sogar. Ich habe selbst ein Konto bei einer dieser Internetbanken. Der soll ich aber alle drei Monate meine Stromrechnung faxen, sonst frieren die ein halbes Jahr lang mein Geld ein, ohne Zinsen zu zahlen. Die Kommunikation mit dieser Bank ist nervig. Hätte ich den Ausweis, wäre die Überweisung eine Sache von Sekunden und absolut verlässlich.

" Und wie wird es weitergehen mit der Kreditkarte, mit der Gesundheitskarte, mit der Geldkarte? "

Die Gesundheitskarte ist hier kein Thema mehr. Das ist aber jetzt meine persönliche Einschätzung, die von der hier versammelten Kartenindustrie wohl nicht so gern gehört wird: Der neue Personalausweis könnte jetzt schon all diese Karten ersetzen und wäre um ein Vielfaches sicherer. Mit dem eingebauten Nahfeld-Kommunikationschip kann ich ihn sogar als Fahrkarte für die Bahn nutzen, als Eintrittskarte und vielleicht irgendwann auch mal als Flugticket.