"Natürlich ist das Journalismus, was Rezo macht"
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Rezo zerstört wieder: Sein neues Video über Korruption in der Politik hat schon mehr als zwei Millionen Aufrufe. Leonhard Dobusch, Vertreter für das Internet im ZDF-Fernsehrat, wünscht sich mehr einordnende Journalismusformate, wie das des Youtubers.
Der Youtuber Rezo hat am Sonntag ein neues Video veröffentlicht, das viel Aufmerksamkeit bekommt: Innerhalb eines Tages ist "Zerstörung FINALE: Korruption" bereits über zwei Millionen Mal aufgerufen worden. Rezo spricht darin 45 Minuten lang über Korruption und Machtmissbrauch in der Politik - und listet, wie man es von dem Youtuber kennt, in der Infobox unter dem Video alle seinen Quellen auf.
Von Politik und klassischen Medien wird immer wieder die Frage aufgeworfen: Ist das Journalismus, was Rezo macht? Für den Wirtschaftswissenschaftler Leonhard Dobusch, Vertreter für das Internet im ZDF-Fernsehrat, ist sie längst beantwortet:
"Natürlich ist das Journalismus, was Rezo macht. Er widmet sich Themen, recherchiert, macht Double-Check/Re-Check, und legt - und das ist vielleicht sogar mehr, als normale Journalistinnen und Journalisten tun - auch noch sämtliche Quellen offen. Und das Ganze präsentiert er dann für eine allgemeine Öffentlichkeit."
Dass es Skepsis gegenüber dem Youtuber gab, erklärt sich Dobusch damit, dass Rezo nicht die klassische Laufbahn und Ausbildung eines Politikjournalisten hat, sondern aus der Gamerszene kommt.
Einordnung statt Nachrichtenticker
Rezos aktuelles Video enthüllt keine neuen Fälle von Korruption und Machtmissbrauch, sondern bündelt vorhandene Informationen und trägt zusammen, was durch andere Medien dazu herausgefunden wurde.
Der Mehrwert, den Rezo schaffe, bestehe darin, dass er sich dem schnelllebigen Nachrichtenzyklus entziehe und viele verschiedene Nachrichten zu einem Thema über einen längeren Zeitraum noch mal neu zusammenfasse und einordne, sagt der Wirtschaftswissenschaftler: "Ich finde, das ist genau, was guter Politikjournalismus leisten muss."
Aus Dobuschs Sicht wäre es sinnvoll, in den öffentlich-rechtlichen Medien mehr solcher einordnenden Formate zu haben. Denn Menschen, die keine "Newsjunkies" seien, erhielten so die Möglichkeit zu verstehen, was politisch passiert.
"False Balance" vermeiden
Mitunter wird Rezo auch Haltungs- oder Meinungsjournalismus vorgeworfen, da etwa die CDU im Mittelpunkt der Kritik steht. Dobusch sieht hier eher ein Risiko einer "False Balance", wie Rezo auch selbst argumentiert: Wenn es besonders viele Korruptionsfälle bei der CDU gibt, dann sei es unfair und unausgewogen, alle Parteien gleichermaßen in einem solchen Video für Korruption zu kritisieren.
"Journalismus geht mit einer Haltung einher, ob man das will oder nicht", sagt der Wirtschaftswissenschaftler. Die einen seien sich ihrer Haltung bewusst und legten das offen. Die anderen behaupteten eine Objektivität und Neutralität, die aber gar nicht erreichbar sei. Der Ansatz von Rezo sei ihm sympathischer.