Neurosen in aller Öffentlichkeit bloßstellen
"Der Stadtneurotiker" gehört zu den Ausnahmefilmen Woody Allens, denn er war nicht nur in Europa, sondern auch in Amerika sehr erfolgreich. Am 21. April 1977 feierte er in New York Premiere.
"Annie und ich, wir haben uns getrennt. Und ich kann es immer noch nicht ganz fassen. Wissen Sie, ich lasse mir pausenlos unsere Beziehung durch den Kopf gehen und zermartere mir mein Hirn, um herauszufinden, ab wann und warum die Sache schief gelaufen ist. Noch voriges Jahr haben wir uns - geliebt. Ich bin keinesfalls ein müder Typ, ich hab auch keine Depressionen. Ich war nämlich ein einigermaßen glückliches Kind und aufgewachsen bin ich in Brooklyn während des Zweiten Weltkriegs."
Ziemlich ähnlich sehen sich Woody Allen und sein Alter Ego Alvy Singer, der "Stadtneurotiker", der nach der Trennung von Freundin Annie in seine gar nicht so glückliche Kindheit eintaucht, um doch noch eine passable Fernsehkarriere zu starten. Das ist Woody Allen, wie er uns bis heute vor Augen steht. Aber damals war der bekennerische und etwas larmoyante Erzählton des Selbstdarstellers völlig neu. Mit dem "Stadtneurotiker", dem sechsten Film seiner Laufbahn, verabschiedete sich Woody Allen als Stand-Up-Comedian, der seine Wurzeln in den illustren Vorgängern der zwanziger bis vierziger Jahre von Buster Keaton bis Groucho Marx verortete.
"Der Stadtneurotiker”: "I would never want to belong to any club that would have someone like me for a member."
Mit Witzen, die nur auf einen Lacher aus waren, sollte Schluss sein. Stattdessen wollte der sonst scheue Filmkünstler hinfort seine eigene Biografie auf der Leinwand beleuchten und seine Neurosen in aller Öffentlichkeit bloßstellen. Mit diesem im Grunde unverändert komischen Helden wurde der ernstgemeinte "Stadtneurotiker" zum Filmereignis des Jahres 1977 und zum Gewinner von vier Oscars.
Woody Allen: "Ich setz' mich doch nicht in ein Flugzeug, um 3000 Meilen zu fliegen, nur um in einer Stadt zu sein, die mir nicht gefällt und einem Ereignis beizuwohnen, das mich befremdet. Da wird vielleicht ein Rummel um den Oscar veranstaltet. Viel Geld ist im Spiel. Für mich ist das keine große Ehre! Ich werde doch nicht meine Jazz-Session am Montag für einen Preis sausen lassen, der käuflich ist. Ohne mich."
Zeitlebens hat Woody Allen seine Oscars nicht selbst abgeholt.
Mit dem "Stadtneurotiker" wurde eine romantische Komödie ausgezeichnet, die ein ungleiches Paar, Annie und Alvy, zusammenführt, das bald wieder auseinanderdriftet, als Annie ihre Gesangskarriere forciert und die Bevormundung durch Alvy, der auch als Erzähler auftritt, wieder abschütteln will.
Woody Allen begab sich ins Fahrwasser europäischer Autorenfilmer. "Der Stadtneurotiker" war eine Art Pilotfilm, mit dem der Hauptdarsteller, Regisseur und Drehbuchautor neue Erzähltechniken ausprobieren, den philosophischen Grundton seiner Filme vertiefen und seine großen, bis heute gültigen Themen anschneiden sollte. Jetzt traten literarische Vorbilder wie Tolstoij, Dostojewski oder auch Ingmar Bergman auf den Plan, die Liebe zur Stadt New York, vor allem die Treue zu seinen Obsessionen.
Woody Allen: "Ich bin von Natur aus vom Tod und vom Sex besessen. Beide Themen bestimmen mein Werk. Ich weiß nicht, warum. Ich weiß nur, wenn man mich allein lässt, schreibe ich die ganze Zeit und am Ende des Jahres sieht man, was dabei herausgekommen ist. Immer wieder dreht es sich bei vielen meiner Rollen und Witzen um Sex und Tod.”"
Woody Allen hat einen Menschentyp hervorgebracht, der insbesondere europäische Intellektuelle zum Lachen bringt, die das nötige Rüstzeug für diese Art von vergeistigter Komödie mit literarischen, politischen und sexuellen Anspielungen mitbringen. Und die Frustration aushalten, dass es kein Happy End gibt. So kann Woody Allen immer weiterschreiben und weiterdrehen.
""Interessanterweise habe ich einige Zeit später Annie wiedergetroffen und zwar in Upper West Side Manhattan. Sie war wieder nach New York zurückgekommen und wohnte in Soho mit irgendso 'nem Typ. Als ich sie traf, schleppte sie ihn gerade in den Film "The Sorrow And The Pity". Ich rechnete mir das als persönlichen Triumph an. Annie und ich trafen uns ein paar Tage später zum Essen und sprachen über die alten Zeiten."
Ziemlich ähnlich sehen sich Woody Allen und sein Alter Ego Alvy Singer, der "Stadtneurotiker", der nach der Trennung von Freundin Annie in seine gar nicht so glückliche Kindheit eintaucht, um doch noch eine passable Fernsehkarriere zu starten. Das ist Woody Allen, wie er uns bis heute vor Augen steht. Aber damals war der bekennerische und etwas larmoyante Erzählton des Selbstdarstellers völlig neu. Mit dem "Stadtneurotiker", dem sechsten Film seiner Laufbahn, verabschiedete sich Woody Allen als Stand-Up-Comedian, der seine Wurzeln in den illustren Vorgängern der zwanziger bis vierziger Jahre von Buster Keaton bis Groucho Marx verortete.
"Der Stadtneurotiker”: "I would never want to belong to any club that would have someone like me for a member."
Mit Witzen, die nur auf einen Lacher aus waren, sollte Schluss sein. Stattdessen wollte der sonst scheue Filmkünstler hinfort seine eigene Biografie auf der Leinwand beleuchten und seine Neurosen in aller Öffentlichkeit bloßstellen. Mit diesem im Grunde unverändert komischen Helden wurde der ernstgemeinte "Stadtneurotiker" zum Filmereignis des Jahres 1977 und zum Gewinner von vier Oscars.
Woody Allen: "Ich setz' mich doch nicht in ein Flugzeug, um 3000 Meilen zu fliegen, nur um in einer Stadt zu sein, die mir nicht gefällt und einem Ereignis beizuwohnen, das mich befremdet. Da wird vielleicht ein Rummel um den Oscar veranstaltet. Viel Geld ist im Spiel. Für mich ist das keine große Ehre! Ich werde doch nicht meine Jazz-Session am Montag für einen Preis sausen lassen, der käuflich ist. Ohne mich."
Zeitlebens hat Woody Allen seine Oscars nicht selbst abgeholt.
Mit dem "Stadtneurotiker" wurde eine romantische Komödie ausgezeichnet, die ein ungleiches Paar, Annie und Alvy, zusammenführt, das bald wieder auseinanderdriftet, als Annie ihre Gesangskarriere forciert und die Bevormundung durch Alvy, der auch als Erzähler auftritt, wieder abschütteln will.
Woody Allen begab sich ins Fahrwasser europäischer Autorenfilmer. "Der Stadtneurotiker" war eine Art Pilotfilm, mit dem der Hauptdarsteller, Regisseur und Drehbuchautor neue Erzähltechniken ausprobieren, den philosophischen Grundton seiner Filme vertiefen und seine großen, bis heute gültigen Themen anschneiden sollte. Jetzt traten literarische Vorbilder wie Tolstoij, Dostojewski oder auch Ingmar Bergman auf den Plan, die Liebe zur Stadt New York, vor allem die Treue zu seinen Obsessionen.
Woody Allen: "Ich bin von Natur aus vom Tod und vom Sex besessen. Beide Themen bestimmen mein Werk. Ich weiß nicht, warum. Ich weiß nur, wenn man mich allein lässt, schreibe ich die ganze Zeit und am Ende des Jahres sieht man, was dabei herausgekommen ist. Immer wieder dreht es sich bei vielen meiner Rollen und Witzen um Sex und Tod.”"
Woody Allen hat einen Menschentyp hervorgebracht, der insbesondere europäische Intellektuelle zum Lachen bringt, die das nötige Rüstzeug für diese Art von vergeistigter Komödie mit literarischen, politischen und sexuellen Anspielungen mitbringen. Und die Frustration aushalten, dass es kein Happy End gibt. So kann Woody Allen immer weiterschreiben und weiterdrehen.
""Interessanterweise habe ich einige Zeit später Annie wiedergetroffen und zwar in Upper West Side Manhattan. Sie war wieder nach New York zurückgekommen und wohnte in Soho mit irgendso 'nem Typ. Als ich sie traf, schleppte sie ihn gerade in den Film "The Sorrow And The Pity". Ich rechnete mir das als persönlichen Triumph an. Annie und ich trafen uns ein paar Tage später zum Essen und sprachen über die alten Zeiten."