Neuseeland will Tabak illegalisieren
Jüngeren Menschen droht in Neuseeland bald ein lebenslanges Tabakkaufverbot. © imago / Addictive Stock / Hugo Fuentes
Mit dem Strafrecht gegen selbstschädigendes Verhalten
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Per Strafgesetz will Neuseeland künftig Rauchern zu Leibe rücken. "Unangemessen" findet das die Soziologin Teresa Koloma Beck. Das Rauchen werde sich dadurch einfach in die Illegalität verlagern.
Neuseeland will rauchfrei werden und plant zu diesem Zweck ein drastisches Gesetz: Unter anderem sieht der „Smokefree 2025 Action Plan“ vor, dass Jugendliche, die zum Zeitpunkt des Inkrafttretens 14 Jahre oder jünger sind, ihr Leben lang keine Tabakprodukte kaufen dürfen.
„Ein historischer Tag für die Gesundheit unseres Volkes“, jubelte die stellvertretende Gesundheitsministerin Neuseelands, Ayesha Verrall.
Sehr kritisch dagegen sieht die Soziologin Teresa Koloma Beck, die an der Hamburger Universität der Bundeswehr lehrt, die Pläne:
Sie sei nicht dagegen, dass der Staat sich mit Kampagnen oder Jugendschutzmaßnahmen dafür einsetze, Menschen vom Rauchen abzuhalten, betont sie. Aber da Rauchen in öffentlichen Innenräumen bereits stark eingeschränkt sei, gehe es inzwischen hauptsächlich um selbstschädigendes Verhalten: „Und dass der Staat jetzt mit strafrechtlichen Mitteln gegen selbstschädigendes Verhalten vorgeht, scheint mir doch ziemlich unangemessen.“
"Gesundheitskosten entstehen durch alles Mögliche"
Auch das Argument, Raucher verursachten hohe Gesundheitskosten, taugt Koloma Beck zufolge nicht als Rechtfertigung einer solchen Maßnahme:
„Gesundheitskosten entstehen durch alles Mögliche. Es gibt auch Gesundheitskosten durch Autounfälle, und da wird trotzdem nicht darüber diskutiert, ob wir den Autoverkehr vielleicht einschränken müssen.“
Schlechte Erfahrungen mit Prohibition
Außerdem verschwinde das Rauchen durch ein Verbot nicht, sondern verlagere sich lediglich in die Illegalität: „Und mit der Illegalisierung von Drogen, auch von Alkohol, gibt es ja historisch alle möglichen interessanten Erfahrungen, die jetzt nicht konsistent darauf hindeuten, dass da einfach die Praxis verschwindet.“
Zuletzt müsse man sich in Zeiten, in denen offene, demokratische Verhältnisse so unter Druck ständen wie momentan, fragen, an welchen Stellen man wirklich die harte Hand des Staates fordern wolle. „Und da gibt es andere Bereiche, die mir vordringlicher schienen.“