Neuverfilmung von "Tomb Raider"

Mit Tanktop und High-Heels

Alicia Vikander als Lara Croft in "Tomb Raider", sie ist von vorne zu sehen, schaut konzentriert und spannt einen Bogen
Alicia Vikander als Lara Croft in "Tomb Raider" © imago/Cinema Publishers Collection
Anna Wollner im Gespräch mit Timo Grampes |
Lara Croft war eine der ersten weiblichen Hauptfiguren in Computerspielen. Doch vielen galt sie nur als Inbegriff männlicher Fantasien – auch in der Verfilmung von "Tomb Raider" mit Angelina Jolie. In der Neuverfilmung ballert jetzt Alicia Vikander als Actionheldin durch die Gegend.
Braune Hotpants, grünes Tanktop, vollbusig, zwei Knarren in der Hand: So hat 1996 Lara Croft im Computerspiel "Tomb Raider" das Licht der Gamer-Welt erblickt – und 2001 mit Angelina Jolie in der Hauptrolle den Sprung auf die Kinoleinwand geschafft. Für männliche Zocker war und ist Lara Croft ein Sexsymbol. Darüber hinaus wird sie auch als Feministin gehandelt.
Am heutigen Donnerstag kommt der neue "Tomb Raider"-Film mit Alicia Vikander in der Hauptrolle ins Kino - und Filmkritikerin Anna Wollner sieht eine Entwicklung im Vergleich der beiden Lara Crofts. Ein Sexsymbol sei sie hier eindeutig weniger - und mehr toughe Actionfigur.
"Im ersten Film mit Jolie dauert es ja gefühlt keine fünf Minuten und sie lässt die Hüllen fallen. Nach dem Kampf gegen ein Roboterwesen, bei dem sie ziemlich viel stöhnt, da geht sie, warum auch immer, duschen, was überhaupt nicht zur Handlung beiträgt, außer dass sie eben nackt zu sehen ist, von hinten, mit dem Ansatz ihres sehr großen Busens, also definitiv die Männerfantasie beflügelt."
Der Film wirke zumindest rein akustisch wie ein Porno. Stöhnen und sich ausziehen, das braucht Vikander als Lara Croft nicht, sagt Anna Wollner.
"Sieht hat auch generell mehr an, denn aus der knappen kurzen Hose wurde eine lange - und statt dem grünen Top trägt sie ein braunes Tanktop, was zugegebenermaßen ziemlich schnell schmutzig wird, und sie hat auch noch eine Lederjacke an, was ihr sehr kleines Dekolleté verdeckt. Warum sie allerdings in High-Heel-Boots ihre Abenteuer erleben muss, das ist mir tatsächlich ein Rätsel."
Vikander selbst hält Lara Croft für eine wegweisende Figur, da es davor keine Frau in einem Computerspiel gegeben habe, zitiert Anna Wollner die Croft-Darstellerin: Angelina Jolie habe ihr den Glauben gegeben, dass Frauen und Mädchen auch was drauf hätten. Für die Filmkritikerin geht der feministische Ansatz allerdings nicht ganz auf.

Lara Croft muss sich in langen Trainingssequenzen beweisen

"Klar, Alicia Vikander als Lara Croft ist eine Frau, doch ihre Motivation, ihr persönlicher Katalysator aus einer ganz normalen, intelligenten jungen Frau zu Lara Croft zu werden, sind eben ihre 'daddy issues'. Dass sie den Tod bzw. das Verschwinden ihres Vaters noch immer nicht verkraftet hat. Und: Sie muss sich in langen Trainingssequenzen im Film auch erst mal beweisen und zeigen, was sie drauf hat."
Männlichen Actionhelden würde eine solche Handlungsfähigkeit per se unterstellt, meint Anna Wollner. Zudem sei sie immer auf die Hilfe von Männern angewiesen – nichts geschehe wirklich aus eigenem Antrieb.
"Das ist für einen Blockbuster mit einer Frau in der Hauptrolle im Jahr 2018 definitiv zu wenig, es ist ein unterhaltsamer Genre-Film aber eben nicht der feministische Meilenstein, der auf Wonder Woman und Co. folgt."
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