New York

Hoffnung aus der Asche

Eine Säule aus dem früheren World Trade Center, zu sehen im September 11 Memorial and Museum in New York
Eine Säule aus dem früheren World Trade Center, die im Museum zu sehen ist. © dpa / picture alliance / Timothy A. Clary
Von Marcus Pindur |
Das 9/11 Memorial Museum ist jetzt für die Öffentlichkeit zugänglich. Es mache die wahre Seele des 11. Septembers sichtbar, sagte US-Präsident Barack Obama in seiner Rede in New York.
Man kann jetzt schon absehen, dass das 9/11 Museum ein Besuchermagnet werden wird. Der Ground Zero, der Anschlag, die Bewältigung, die Aufarbeitung, der Krieg in Afghanistan bis zur Tötung Osama Bin Ladens. Der 9/11 Komplex hat einen Stellenwert im kollektiven Gedächtnis der USA wie das Bürgerkriegsfeld in Gettysburg oder das Mahnmal in Pearl Harbor.
Aaron Coplands optimistische "Fanfare für den Einfachen Mann" schloss die Widmungszeremonie für das 9/11 Museum ab.
Amerika wäre nicht Amerika, wenn nicht auch nach jeder Katastrophe die Hoffnung beschworen würde, dass aus der Asche der Vergangenheit etwas Gutes für die Zukunft erwachsen kann:
"To reaffirm the true spirit of 9/11: Love. Compassion. Sacrifice. And to enshrine it forever in the heart of our nation.”
Das Museum, so Präsident Obama, zeige die wahre Seele des 11. Septembers: Er habe Liebe, Mitgefühl, Opferbereitschaft hervorgebracht, und in dem Museum am ehemaligen Ort der beiden Türme des World Trade Centers werde die Erinnerung daran aufbewahrt.
Exponate erzählen Lebensgeschichten
Viele auf den ersten Blick banale, persönliche Gegenstände sind es, die dem Besucher präsentiert werden. Ein Brillengestell ohne Gläser. Die Armbanduhr eines Passagieres der entführten Maschine, die in Pennsylvania abstürzte. Der junge Mann hatte den Widerstand der Passagiere gegen die Entführer organisiert. Seine Uhr ist stehengeblieben zur Zeit des Absturzes – 11. September, 15.11 Uhr. Sein Vater sagt in einem Video: Die Uhr zeigt nicht mehr die Zeit an, aber sie zeigt an, welche Stunde geschlagen hatte. Jeder Gegenstand erzählt von einem Leben.
Wells Crowther wurde posthum bekannt als der Mann mit dem roten Taschentuch. Das hatte er sich vor den Mund gebunden wegen des vielen Rauchs. Er führte eine Gruppe Überlebender aus dem 78. Stock des Südturmes über die Treppen in Sicherheit.
"Er trug eine Frau auf seinen Schultern 17 Stockwerke hinunter. Dann stieg er wieder hinauf, um weitere Menschen zu bergen. Er tat dies, bis der Südturm einstürzte."
Seine Mutter schickte dem Museum ein rotes Taschentuch ihres Sohnes, das dort jetzt ausgestellt ist. Aida Dolch, deren Schwester bei dem Anschlag ums Leben kam, hat mit Freunden wenig später eine Schule in Herat in Afghanistan gegründet, um es Osama Bin Laden zu zeigen, wie sie sagt:
"After Wendy died, I was with friends and said: Imagine if we went to Afghanistan and built a school there. What a kick in the head for Osama bin Laden."
Streit um blaue Wand
Umstritten war im Vorfeld die sogenannte blaue Wand. Hinter ihr verbergen sich die sterblichen Überreste von 1115 Opfern, die nicht identifiziert werden konnten. Einige der Angehörigen haben sich ein separates Mahnmal gewünscht.
Heikel war auch der Umgang mit den Tätern, so die Museumsdirektorin Alice Greenwald. Einige Familien der Opfer hätten jeden Bezug auf die Terroristen abgelehnt. Das wäre aber der Aufgabe des Museums entgegengelaufen, der Aufklärung zu dienen:
"Wir haben uns dann entschieden, die Täter durch Fotos aus dem Prozess gegen einen der Mitverschwörer, Zacarias Mussawi zu dokumentieren. Diese Fotos tragen alle einen FBI Aufkleber. Auf diese Weise haben wir die Täter dokumentiert, aber dies im Kontext ihrer Kriminalität."
Nicht nur inhaltliche Auseinandersetzungen mussten geführt werden, der Bau des 700 Mio Dollar teuren 9/11 Museums und des Mahnmals wurde auch von wiederholten Bauproblemen und finanziellen Streitigkeiten überschattet. Ab heute entscheiden die Besucher über den Erfolg des Museums.
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