Das Künstlerbuch "Present and Absent" ist im Kerber Verlag erschienen und kostet 40 Euro. Im Buch gibt es zudem einen Stadtplan mit den Kleiderständen und 269 Fotos.
Jeden Tag ein neues Kleid
Die Performance-Künstlerin Nezaket Ekici hat zehn Monate lang jeden Tag neue Kleidung gekauft und nur einmal getragen. Was als Abenteuer begonnen habe, sei aber mehr und mehr "zu einem Zwang, zu einer Belastung" geworden, sagt Ekici.
Die Performance-Künstlerin Nezaket Ekici, Meisterschülerin von Marina Abramovic und in ihren Arbeiten ähnlich radikal, hat vor zwei Jahren zehn Monate lang als Stipendiatin in der Villa Massimo in Rom gelebt. Während dieser Zeit hat sie sich jeden Tag neue Kleidung gekauft – bei den unzähligen Kleiderständen auf Roms Straßen. Insgesamt 500 Kleidungsstücke, die sie nur einmal getragen hat. Sie hat sich fast täglich zur selben Zeit vor ihrem Studio fotografieren lassen.
Ekici sagt, sie habe Rom vorher nicht gekannt, sie sei viel in der Stadt spazieren gewesen. Dort seien ihr dann die unzähligen Kleiderstände mit Massen an unterschiedlichsten Kleidern zu Preisen von 50 Cent bis 60 Euro aufgefallen. Am Anfang sei das Vorhaben, täglich ein neues Kleid zu kaufen und bis spät nachts auch zu tragen eine Art Abenteuer gewesen.
Doch mehr und mehr "wurde es zu einem Zwang, zu einer Belastung". Sie habe oft enge Kleider getragen, die sie dann aber erst nachts wieder ausziehen konnte, als sie in ihren Pyjama und damit in ihre alte Identität zurück schlüpfen konnte.
Unerfreuliche Nebeneffekte
Es gab dabei auch unerfreuliche Nebeneffekte: "Darin schwitzt man, das beengt einen, da möchte man raus." Auch Allergien hätten sich bemerkbar gemacht, da die Sachen nicht vorher gewaschen wurden. Es kam auch vor, dass sie im Winter oft zu dünne Kleider trug und im Sommer hätten sie Mücken gestochen. Die Frage, wie sie damit körperlich und mental umgehen könne, habe sich also auch gestellt.
Außerdem: "Mir ist aufgefallen, dass nur Bangladeshi diese Kleider verkauft haben, keine Italiener." Dadurch habe es auch Schuldgefühle gegeben, weil die Kleidung so billig gewesen sei und der Produktionsprozess wahrscheinlich unfair. In ihrem Buch schildert sie auch ihre Unterhaltungen mit den Straßenverkäufern. Diese müssten Familien ernähren, man könne sich dem Ganzen gar nicht entziehen.
Erfahrung der Residenzpflicht
Interessant sei ebenfalls die Erfahrung der Residenzpflicht gewesen. Da sie als Performance-Künstlerin international gebucht werde, habe sie darauf achten müssen, nicht öfter als 45 Tage in der Villa Massimo zu fehlen, da sonst Kürzungen ihres Stipendiums drohten. Das sei aber eine interessante Erfahrung für sie gewesen, so konnte sie Rom, die Sprache und die Kultur besser kennenlernen und sich auf ihre Arbeit konzentrieren.
Zum Abschluss ihrer Performance hat sie aus den Kleidungsstücken einen 100 kg schweren Kleiderball pressen lassen.