Nicht nur Hirten und Hirtinnen gerieten voll in Panik
Zwei Bibelübersetzungen machen Furore auf dem religiösen Buchmarkt. 50.000 Menschen wollen in der Volxbibel Sätze lesen wie "Die Hirten bekamen voll die Panik" oder "Gott chillte am 7. Tag". Nicht weniger erfolgreich ist die so genannte Bibel in gerechter Sprache aus dem Gütersloher Verlagshaus. Die tilgt alles Antijüdische und Frauenfeindliche und ersetzt den Herrgott schon mal durch "die Mütterliche".
Die so genannte Volxbibel mit der Szenesprache ist meist harmlos, bisweilen genial, selten schädlich. Allerdings bezieht sich das auf die spektakulären Neuschöpfungen. Die normale Nacherzählung, ist eher holprig.
Die umso ambitioniertere, gewichtigere "Bibel in gerechter Sprache" ist mit besten Absichten auf hohem Niveau ziemlich missglückt. Dabei ist sie der Jugendsprachebibel sehr verwandt - eine Volxbibel gewissermaßen für die frauenbewegte christliche Studienrätin aus dem Akademiekurs fürs christlich-jüdische Gespräch.
Martin Dreyer, der Volxbibel-Texter übersetzt nicht neu, sondern frisiert den alten deutsche Luthertext auf Pop und Punk und Streetwork. Er ist Sozialarbeiter und frommer, konservativer Theologe und will die gänzlich christentumsentwöhnten und bibelfernen Jugendlichen im Kiez erreichen. Und seine Technik machet er am Gleichnis vom Sämann und Acker deutlich. Das Wort Gottes ist wie ein Samen, der in einen Acker gesät wird und je nach Bodenbeschaffenheit geht der Samen auf. Die Jugendlichen aber, meint Dreyer, haben noch nie was gesät und glauben, dass die Gurken von Lidl und die Kartoffeln von Aldi kommen. Und deshalb macht er aus dem Gleichnis vom Sämann und dem Acker das Gleichnis von der guten Software und der schlechten Hardware. Gute Software auf schlechter Hardware - Nicht schlecht, not bad, oder einfach krass genial.
Die Bibel in gerechter Sprache ist von 42 Frauen und 10 Männern geschrieben. Das Mischungsverhältnis, vier Frauen auf einen Mann, ist Programm. Theologen, Neu-und Alttestamentler, viele Kulturwissenschaftler und noch mehr akademiegewöhnte, den christlich-jüdischen Dialog pflegende Diskussionsgewohnte haben hier übersetzt.
Es ist eine Neuübersetzung nach dem Gerechtigkeitsprinzip. Gemeint ist die so genannte inclusive language, wie sie in USA genannt wird, eine nicht ausschließende Redeweise, die hier als gerechte Sprache übersetzt wird. Christsein, betonen die Autoren, soll sich nicht durch Abgrenzung definieren, sondern im Dialog, gerade und auch mit den Juden. Deshalb gibt es den sprachlichen Gegensatz mit den Worten "Ich aber sage Euch" nicht mehr. Schließlich sei Jesus bis an sein Lebensende gesetzestreuer Jude gewesen. Aber damit seine schroffe Ablehnung jüdischer Auslegung im Einzelnen glatt zu bügeln ist nicht zwingend. Luther war bis zum Tod gläubiger Katholik, aber ein glühender Papsthasser im Besondern. Das macht man nicht rückgängig, indem man seinen Text umfrisiert.
Überall dort, wo Frauen nicht ausdrücklich nicht erwähnt oder ausgeschlossen sind, werden sie miterwähnt. Also sind nicht nur Hirten auf dem Feld, sondern auch Hirtinnen, nicht nur Jünger um Jesus, sondern auch Jüngerinnen und Zöllnerinnen und dann geht’s ins Alte Testament mit Königen und Königinnen, Ammonitern und Ammoniterinnen und so weiter. Wo bisher von Brüdern die Rede ist, heißt es jetzt Geschwister. Hart am Rande des Unsinns ist dieses Doppelsex-Prinzip.
Nichts gegen Formulierungen wie Gott, Du bist und Vater und Mutter, Brunnen und Sonne, aber doch in dem Bewusstsein, dass Gott weder ein Gestirn noch ein Wasserloch, weder Muskelmann noch weichbrüstige Madonna ist. Bei aller feministischen Korrektheit im Positiven bleibt die milde Nachlässigkeit im Negativen: Der Teufel bleibt männlich und dem Schurken Pontius Pilatus wird auch keine Pontia Pilata an die Seite gestellt.
Dennoch: Die Vielfalt der Bibelübertragagungen verstehe ich als Bereicherung und nicht als Bedrohung. Lasst viele bunte Texte blühen. Werde ich durch neue Wortschöpfungen auf neuen Sprachgeschmack gebracht oder durch allzu platte political correctness entmündigt? Das ist die Frage. Der nachzugehen durch eigene Lektüre, links Luther, rechts die neuen Volxbibeln, lohnt sich.
Die umso ambitioniertere, gewichtigere "Bibel in gerechter Sprache" ist mit besten Absichten auf hohem Niveau ziemlich missglückt. Dabei ist sie der Jugendsprachebibel sehr verwandt - eine Volxbibel gewissermaßen für die frauenbewegte christliche Studienrätin aus dem Akademiekurs fürs christlich-jüdische Gespräch.
Martin Dreyer, der Volxbibel-Texter übersetzt nicht neu, sondern frisiert den alten deutsche Luthertext auf Pop und Punk und Streetwork. Er ist Sozialarbeiter und frommer, konservativer Theologe und will die gänzlich christentumsentwöhnten und bibelfernen Jugendlichen im Kiez erreichen. Und seine Technik machet er am Gleichnis vom Sämann und Acker deutlich. Das Wort Gottes ist wie ein Samen, der in einen Acker gesät wird und je nach Bodenbeschaffenheit geht der Samen auf. Die Jugendlichen aber, meint Dreyer, haben noch nie was gesät und glauben, dass die Gurken von Lidl und die Kartoffeln von Aldi kommen. Und deshalb macht er aus dem Gleichnis vom Sämann und dem Acker das Gleichnis von der guten Software und der schlechten Hardware. Gute Software auf schlechter Hardware - Nicht schlecht, not bad, oder einfach krass genial.
Die Bibel in gerechter Sprache ist von 42 Frauen und 10 Männern geschrieben. Das Mischungsverhältnis, vier Frauen auf einen Mann, ist Programm. Theologen, Neu-und Alttestamentler, viele Kulturwissenschaftler und noch mehr akademiegewöhnte, den christlich-jüdischen Dialog pflegende Diskussionsgewohnte haben hier übersetzt.
Es ist eine Neuübersetzung nach dem Gerechtigkeitsprinzip. Gemeint ist die so genannte inclusive language, wie sie in USA genannt wird, eine nicht ausschließende Redeweise, die hier als gerechte Sprache übersetzt wird. Christsein, betonen die Autoren, soll sich nicht durch Abgrenzung definieren, sondern im Dialog, gerade und auch mit den Juden. Deshalb gibt es den sprachlichen Gegensatz mit den Worten "Ich aber sage Euch" nicht mehr. Schließlich sei Jesus bis an sein Lebensende gesetzestreuer Jude gewesen. Aber damit seine schroffe Ablehnung jüdischer Auslegung im Einzelnen glatt zu bügeln ist nicht zwingend. Luther war bis zum Tod gläubiger Katholik, aber ein glühender Papsthasser im Besondern. Das macht man nicht rückgängig, indem man seinen Text umfrisiert.
Überall dort, wo Frauen nicht ausdrücklich nicht erwähnt oder ausgeschlossen sind, werden sie miterwähnt. Also sind nicht nur Hirten auf dem Feld, sondern auch Hirtinnen, nicht nur Jünger um Jesus, sondern auch Jüngerinnen und Zöllnerinnen und dann geht’s ins Alte Testament mit Königen und Königinnen, Ammonitern und Ammoniterinnen und so weiter. Wo bisher von Brüdern die Rede ist, heißt es jetzt Geschwister. Hart am Rande des Unsinns ist dieses Doppelsex-Prinzip.
Nichts gegen Formulierungen wie Gott, Du bist und Vater und Mutter, Brunnen und Sonne, aber doch in dem Bewusstsein, dass Gott weder ein Gestirn noch ein Wasserloch, weder Muskelmann noch weichbrüstige Madonna ist. Bei aller feministischen Korrektheit im Positiven bleibt die milde Nachlässigkeit im Negativen: Der Teufel bleibt männlich und dem Schurken Pontius Pilatus wird auch keine Pontia Pilata an die Seite gestellt.
Dennoch: Die Vielfalt der Bibelübertragagungen verstehe ich als Bereicherung und nicht als Bedrohung. Lasst viele bunte Texte blühen. Werde ich durch neue Wortschöpfungen auf neuen Sprachgeschmack gebracht oder durch allzu platte political correctness entmündigt? Das ist die Frage. Der nachzugehen durch eigene Lektüre, links Luther, rechts die neuen Volxbibeln, lohnt sich.