Nicht nur im Hades herrscht die Langeweile
Die Salzburger Festspiele entwickeln sich mehr und mehr zum schlechten Provinztheater. Während man in der sogenannten Provinz (zum Beispiel in Erl) bisweilen doch große Kunst trotz knappem Etat bekommt, ist es an der Salzach zunehmend gerade umgekehrt. Das Beste Beispiel ist die indiskutable Gluck-Premiere "Orfeo ed Euridice" vom vergangenen Samstag. Es wurde ein Hades der Langeweile, auf szenischer wie musikalischer Seite.
Der bald scheidende Intendant des Bayerischen Staatsschauspiels, Dieter Dorn, lieferte eine Regiearbeit ab, die von keiner wirklichen Idee beflügelt ist. Eigentlich bräuchte es für das Dreipersonenstück eine kleine Bühne, in Salzburg spielt man im Großen Festspielhaus, vermutlich aus rein kommerziellen Gründen.
Jürgen Rose hat ein paar hübsch verputzte, abstrakte Räume geschaffen, mal leuchtet alles blau, mal eher weißlich-hell. Erst sieht man einen Rundbau, dann wird das Runde eckig und mutiert zur Guckkastenbühne. Mobiliar ist nicht vorhanden, allerdings latschen rund 50 Statisten durch die karge Gegend und wissen nur in Ansätzen, wohin sie gehen oder was sie sollen. Es ist – irgendwie – eine Gesellschaft von heute, die während der zahlreichen Ballettmusiken vorwiegend herumschreitet, nur am Schluss zeigen Dorn und sein Choreograf Ramses Sigl einige Paarläufe und Beziehungskisten. Außerdem wandern noch sechs Damen mit Lyra herum, die offenbar ebenfalls keinen blassen Schimmer haben, warum es sie eigentlich gibt.
Orfeo ist ein schwarz gekleidetes Figürchen, Euridice dagegen eine Matrone in knallrotem Kleid – unvorteilhafter geht's nicht. Dass es sich hier um ein Liebespaar handelt, glaubt wirklich niemand. Regelrecht dilettantisch geraten die Sterbe- und Unterweltszenen. Woran Euridice genau stirbt wird, zwar nicht deutlich, dafür erkennt man deutlich den Bühnenfahrstuhl, mit dem sie durch den Boden hinabgleitet, nur ihr rotes Kleid bleibt zurück (diesen Effekt setzt Dorn gleich zweimal ein). Orfeo trauert vor einem Grabmal aus rotem Kleid, Kerzen und Beileidsbekundungen, worauf die Hadesgötter nebst der Verflossenen auf einer Art Teppich herbeieilen. Der Rest ist zähes, lahmes Rampentheater – ein szenisches Grab!
Auch aus dem Graben ist Übles zu vermelden. Im Programmheft steht zwar "Wiener Philharmoniker", doch das angeblich beste Orchester der Welt spielt reichlich unkonzentriert. Kämen Darmseiten zum Einsatz, man verstünde so manchen Misston, aber bekanntlich verweigert sich der Edelklangkörper ja solchen 'alten' Neuerungen ...
Möglicherweise kämpften die Musiker aber auch nur mit Riccardo Mutis Valium-Dirigat, verschatteter, langsamer, uninspirierter kann man das wirklich nicht mehr machen. Die Ballette werden zerdehnt, an keiner einzigen Stelle hört man den Opernreformer Gluck, der ja gerade aus dem starren, barocken Nähmaschinenprinzip aussteigen wollte.
Genia Kühmeier überzeugte als Euridice, trotz leichter Irritationen in der Mittellage. Elisabeth Kulman sang den Orfeo mit elegantem Timbre, allerdings fehlten ihr jene extremeren vokalen Schmerzensausbrüche, die in der Partie doch angelegt sind (das Verhaltene mochte den Wünschen Mutis geschuldet sein). Die kleine Partie des Amor gab Christine Karg wunderbar zart und anrührend.
Nur solide diesmal der Wiener Staatsopernchor (Einstudierung: Thomas Lang), auch hier blieben ein paar Wünsche, vor allem hinsichtlich der Koordination, offen.
Jürgen Rose hat ein paar hübsch verputzte, abstrakte Räume geschaffen, mal leuchtet alles blau, mal eher weißlich-hell. Erst sieht man einen Rundbau, dann wird das Runde eckig und mutiert zur Guckkastenbühne. Mobiliar ist nicht vorhanden, allerdings latschen rund 50 Statisten durch die karge Gegend und wissen nur in Ansätzen, wohin sie gehen oder was sie sollen. Es ist – irgendwie – eine Gesellschaft von heute, die während der zahlreichen Ballettmusiken vorwiegend herumschreitet, nur am Schluss zeigen Dorn und sein Choreograf Ramses Sigl einige Paarläufe und Beziehungskisten. Außerdem wandern noch sechs Damen mit Lyra herum, die offenbar ebenfalls keinen blassen Schimmer haben, warum es sie eigentlich gibt.
Orfeo ist ein schwarz gekleidetes Figürchen, Euridice dagegen eine Matrone in knallrotem Kleid – unvorteilhafter geht's nicht. Dass es sich hier um ein Liebespaar handelt, glaubt wirklich niemand. Regelrecht dilettantisch geraten die Sterbe- und Unterweltszenen. Woran Euridice genau stirbt wird, zwar nicht deutlich, dafür erkennt man deutlich den Bühnenfahrstuhl, mit dem sie durch den Boden hinabgleitet, nur ihr rotes Kleid bleibt zurück (diesen Effekt setzt Dorn gleich zweimal ein). Orfeo trauert vor einem Grabmal aus rotem Kleid, Kerzen und Beileidsbekundungen, worauf die Hadesgötter nebst der Verflossenen auf einer Art Teppich herbeieilen. Der Rest ist zähes, lahmes Rampentheater – ein szenisches Grab!
Auch aus dem Graben ist Übles zu vermelden. Im Programmheft steht zwar "Wiener Philharmoniker", doch das angeblich beste Orchester der Welt spielt reichlich unkonzentriert. Kämen Darmseiten zum Einsatz, man verstünde so manchen Misston, aber bekanntlich verweigert sich der Edelklangkörper ja solchen 'alten' Neuerungen ...
Möglicherweise kämpften die Musiker aber auch nur mit Riccardo Mutis Valium-Dirigat, verschatteter, langsamer, uninspirierter kann man das wirklich nicht mehr machen. Die Ballette werden zerdehnt, an keiner einzigen Stelle hört man den Opernreformer Gluck, der ja gerade aus dem starren, barocken Nähmaschinenprinzip aussteigen wollte.
Genia Kühmeier überzeugte als Euridice, trotz leichter Irritationen in der Mittellage. Elisabeth Kulman sang den Orfeo mit elegantem Timbre, allerdings fehlten ihr jene extremeren vokalen Schmerzensausbrüche, die in der Partie doch angelegt sind (das Verhaltene mochte den Wünschen Mutis geschuldet sein). Die kleine Partie des Amor gab Christine Karg wunderbar zart und anrührend.
Nur solide diesmal der Wiener Staatsopernchor (Einstudierung: Thomas Lang), auch hier blieben ein paar Wünsche, vor allem hinsichtlich der Koordination, offen.