Nichts Neues über Jagger
"Who The Fuck Is Mick Jagger?" - dieser Satz auf dem T-Shirt eines Roadies, neben dem der Sänger der Rolling Stones für ein Foto posiert, bringt es auf den Punkt. Er steht am Anfang der Biografie über einen der einflussreichsten Musiker der Popgeschichte, könnte aber genauso gut deren Resümee am Ende bilden.
Mit einer Synthese aus Biografie und Kulturgeschichte versucht Marc Spitz ein Portrait des Weltstars zu zeichnen, das Freunde, Feinde und Frauen ebenso einbezieht wie Jagger‘s verschiedene Rollen diesseits und jenseits der Musikszene.
Mick Jagger dürfte wie nur wenige andere Musiker den Verlauf der Popgeschichte maßgeblich mitinitiiert und geprägt haben. Auch wenn die Rolling Stones, deren Mitbegründer er 1962 war, schon seit Jahrzehnten keine nennenswerten musikalischen Leistungen mehr vollbracht haben, zählen die Tourneen der legendären Gruppe bis heute zu den kommerziellen und gesellschaftlichen Höhepunkten des Rock‘n‘ Roll-Zirkus. Und das liegt zu einem erheblichen Teil an Jagger, der durch seine Aura als eine Art "Pop-König" umschwärmt wird.
Marc Spitz beleuchtet in verschiedenen Kapiteln die Liebe des Stones-Sängers zum Blues, dessen Verhältnis zu Musikerkollegen, sein Image als Rebell, als Ikone der sexuellen Befreiung, sein Verhältnis zu Frauen, seine Rolle als Geschäftsmann und seine Bemühungen als Schauspieler und Regisseur in der Filmbranche. All diese Stationen sind natürlich schon mehrfach erzählt worden, und leider kann auch Spitz keine wirklich neuen Erkenntnisse daraus filtern. Allenfalls, dass der ehemalige Wirtschaftsstudent, den der Autor im Untertitel der amerikanischen Originalausgabe als "rambler and rogue", als ein mit allen Wassern gewaschenen und gewieftes Schlitzohr bezeichnet, je nach Umgebung und Bedarf die Rollen und die Masken wechselt.
Mit seiner aktuellen Biografie über Mick Jagger ist Spitz zwar nicht gescheitert, aber ein genaues Bild über die undurchschaubare und rätselhafte Persönlichkeit des Stars, seine Beweggründe, Ziele und Vorstellungen konnte er ebenso wenig offenlegen wie viele andere vor ihm. Vielleicht lässt der clevere Kontrollfreak Jagger das ja auch gar nicht zu. Das Buch zeichnet letzten Endes nur den Weg der Rolling Stones mit dem Focus auf Mick Jagger nach.
Interessanterweise erfährt man aus der vor zwei Jahren veröffentlichten Autobiografie seines Bandkollegen Keith Richards, der darin sein Innerstes nach außen gestülpt hat, wesentlich mehr über Jagger, als in der eigentlichen Jagger-Biografie.
Marc Spitz lebt in New York, ist Schriftsteller, Dramatiker und Musikjournalist und arbeitet für die New York Times, den Rolling Stone und Vanity Fair. Spitz hat bereits eine Biografie über David Bowie veröffentlicht.
Besprochen von Uwe Wohlmacher
Marc Spitz: Mick Jagger - Rebell und Rockstar
Aus dem Amerikanischen von Sonja Kerkhoffs
Edel Buch-Verlag, Hamburg 2012
256 Seiten, 24,95 Euro
Mick Jagger dürfte wie nur wenige andere Musiker den Verlauf der Popgeschichte maßgeblich mitinitiiert und geprägt haben. Auch wenn die Rolling Stones, deren Mitbegründer er 1962 war, schon seit Jahrzehnten keine nennenswerten musikalischen Leistungen mehr vollbracht haben, zählen die Tourneen der legendären Gruppe bis heute zu den kommerziellen und gesellschaftlichen Höhepunkten des Rock‘n‘ Roll-Zirkus. Und das liegt zu einem erheblichen Teil an Jagger, der durch seine Aura als eine Art "Pop-König" umschwärmt wird.
Marc Spitz beleuchtet in verschiedenen Kapiteln die Liebe des Stones-Sängers zum Blues, dessen Verhältnis zu Musikerkollegen, sein Image als Rebell, als Ikone der sexuellen Befreiung, sein Verhältnis zu Frauen, seine Rolle als Geschäftsmann und seine Bemühungen als Schauspieler und Regisseur in der Filmbranche. All diese Stationen sind natürlich schon mehrfach erzählt worden, und leider kann auch Spitz keine wirklich neuen Erkenntnisse daraus filtern. Allenfalls, dass der ehemalige Wirtschaftsstudent, den der Autor im Untertitel der amerikanischen Originalausgabe als "rambler and rogue", als ein mit allen Wassern gewaschenen und gewieftes Schlitzohr bezeichnet, je nach Umgebung und Bedarf die Rollen und die Masken wechselt.
Mit seiner aktuellen Biografie über Mick Jagger ist Spitz zwar nicht gescheitert, aber ein genaues Bild über die undurchschaubare und rätselhafte Persönlichkeit des Stars, seine Beweggründe, Ziele und Vorstellungen konnte er ebenso wenig offenlegen wie viele andere vor ihm. Vielleicht lässt der clevere Kontrollfreak Jagger das ja auch gar nicht zu. Das Buch zeichnet letzten Endes nur den Weg der Rolling Stones mit dem Focus auf Mick Jagger nach.
Interessanterweise erfährt man aus der vor zwei Jahren veröffentlichten Autobiografie seines Bandkollegen Keith Richards, der darin sein Innerstes nach außen gestülpt hat, wesentlich mehr über Jagger, als in der eigentlichen Jagger-Biografie.
Marc Spitz lebt in New York, ist Schriftsteller, Dramatiker und Musikjournalist und arbeitet für die New York Times, den Rolling Stone und Vanity Fair. Spitz hat bereits eine Biografie über David Bowie veröffentlicht.
Besprochen von Uwe Wohlmacher
Marc Spitz: Mick Jagger - Rebell und Rockstar
Aus dem Amerikanischen von Sonja Kerkhoffs
Edel Buch-Verlag, Hamburg 2012
256 Seiten, 24,95 Euro