Nico Bleutge: "Drei Fliegen. Über Gedichte"

Filigrane Flügel und wendige Bewegungen

12:37 Minuten
Nico Bleutge vor Bäumen und schaut freundlich in die Kamera
Nico Bleutge, 1972 in München geboren, lebt in Berlin. Er wurde u.a. mit dem Alfred-Kerr-Preis und dem Kranichsteiner Literaturpreis ausgezeichnet. © laif / Annette Schreyer
Moderation: Jörg Plath |
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In seinem ungewöhnlichen Essay "Drei Fliegen" erzählt Nico Bleutge sehr persönlich, wie er zum Schreiben von Gedichten kam und immer noch kommt. Man staunt, wie viele Fliegen der Dichter angeschaut und auch bei anderen Schriftstellern erlesen hat.
Ein Gedicht über Fliegen habe er noch nicht geschrieben, sagt der Lyriker Nico Bleutge: "Aber das rumort im Hintergrund und wird bestimmt noch kommen."
Fliegen spielen in seinem neuen Buch dennoch eine große Rolle. Sie haben ihn schon in seiner Kindheit beschäftigt: "Diese sehr unscheinbaren Tiere, die man eigentlich übersieht und die auch so was vermeintlich Lästiges haben, sind doch sehr interessant, weil sie sehr schnell und flink sind. Wenn man die Aufmerksamkeit auf sie lenkt und sie beobachtet, kann man sehen, welche Schönheit in diesen Facettenaugen steckt, in den filigranen Flügeln, mit denen dieser vermeintlich klobige Körper sehr schnell und wendig durch die Luft bewegt wird."
Was ihn seit 20 Jahren bei der Lyrik umtreibt und warum das essayistische Schreiben immer schon sein lyrisches Schreiben begleitet, erklärt Bleutge so:
"Immer wenn ich an Gedichten arbeite, arbeite ich an Gedichten, weil ich keine andere Sprache und Wahrnehmungsart habe, über das zu sprechen, mit dem ich mich gerade beschäftige, als eben das Gedicht. Im Nachhinein frage ich mich oft in diesen Essays, was habe ich da eigentlich gemacht beim Gedichteschreiben? Denke noch weiter darüber nach, falte das in Prosa, in anderen Bildern, in anderer Sprache, in anderem Satzrhythmus auf – um auch neue Kraft und neue Möglichkeiten zu haben, damit ich beim nächsten Gedicht nicht wieder dasselbe mache."
(cre)

Nico Bleutge: "Drei Fliegen. Über Gedichte"
C.H. Beck Verlag, München 2020
327 Seiten, 24 Euro

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