Niederlande vor Sinterklaas

"Weg mit dem Zwarten Piet!"

Als niederländischer Nikolaus zieht der "Sinterklaas" am 29.11.2014 vom Pier des Museumhafens auf den Weihnachtsmarkt in Emden (Niedersachsen). Begleitet wird er während seines traditionellen Besuches der deutschen Nachbarsstadt wie immer von den "Zwarten Pieten"
Der Zwarte Piet - für die einen Tradition, für die anderen Diskriminierung © picture alliance / dpa / Ingo Wagner
Von Ludger Kazmierczak |
Vor Sinterklaas, der niederländischen Version des Nikolauses, ist der Streit um den Zwarten Piet wieder voll entbrannt. Die Figur sei rassistisch und diskriminierend, sagen Kritiker. Trotz des Widerstands vieler Eltern zeigt der Protest erste Erfolge.
Als der Sinterklaas mit seinem "Päckchenboot Nummer 12" im Hafen von Meppel anlegt, geht mit ihm auch ein großes Gefolge an Helfern von Bord: die "Zwarte Pieten" - die Schwarzen Peter. Doch in diesem Jahr sind nicht alle "zwart" - manche haben nur ein paar Rußflecken im Gesicht. Was die meisten Kinder etwas befremdlich finden.
"Ich finde das schade. Wenn jemand schwarz ist, sieht er eher aus wie der Schwarze Piet. Sonst ist das mehr ein Schornsteinfeger."
"Der Sinterklaas war schon immer schwarz und meinetwegen soll er auch so bleiben."
Diese Demonstranten sehen das anders. Am Rande des Volksfestes rufen sie: "Weg mit dem Schwarzen Piet!" In ihren Augen ist der Knecht des Nikolauses ein Symbol der Sklavenzeit - eine rassistische und diskriminierende Figur. Unfug, halten die Eltern vieler Kinder dagegen. Sie zeigen wenig Verständnis für den Protest, der im Jubel der mehr als 25.000 Menschen in Meppel allerdings kaum hörbar ist.

Diskriminierung oder Tradition?

"Das ist keine Diskriminierung. Das ist eine Tradition. Da müssen sie sich einfach anpassen."
"Ich finde es furchtbar, dass sie das tun. Das ist doch ein Kinderfest. Die Kinder wollen Spaß haben und nicht mit einer Gruppe frustrierter Menschen konfrontiert werden."
"Es ist schade, dass sie das hier machen. Ich finde, dass wir die Kinder aus dieser Diskussion heraushalten sollten."
Demonstranten protestieren gegen diskriminierende Darstellung des "Zwarten Piet"
Pure Diskriminierung? Demonstranten fordern: Der "Zwarte Piet" muss weg!© picture alliance / dpa / Remko De Waal
Jerry Afriyie steht an der Spitze des Protests. Die Argumente der Eltern kann er nicht nachvollziehen:
"Wenn die Leute sagen, das ist ein Kinderfest, dann frage ich mich: Welche Kinder meinen sie. Meinen sie die weißen Kinder, die ihren Spaß haben, oder die schwarzen Kinder, die weinend nach Hause gehen."

Die Politik hält sich raus

Der Aktivist und Blogger aus Ghana kämpft seit Jahren gegen den Piet in seiner jetzigen Gestalt. Und erste Erfolge sind sichtbar. Im täglichen Sinterklaas Journal des öffentlich-rechtlichen Fernsehens tauchen die Pieten in unterschiedlichen Kostümen und Hautfarben auf. Die Supermarktkette Jumbo hat ihre Läden mit schwarzen und weißen Pieten dekoriert. Und die riesigen Piet-Figuren im Edelwarenhaus Bijenkorf sind jetzt erstmals golden. Ein guter Anfang, meint Jerry Afriyie:
"Ich setze meine Hoffnungen auf den niederländischen Bürger. Und Bijenkorf geht mit seinen goldenen Pieten mit gutem Beispiel voran. Aber vor allem hoffen wir auf eine Regierung, die sich für alle Menschen hier im Land einsetzt."
Doch die Regierung hält sich bedeckt. Die Diskussion um das Aussehen des Zwarten Piet, so Premier Mark Rutte, müsse die Gesellschaft führen - nicht die Politik.
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