Das vollständige Gespräch mit Nikolaus Blome hören Sie hier:
Audio Player
Exorzismus und Shitstorm sind übertrieben
03:46 Minuten
Der CDU-Politiker Philipp Amthor machte Werbung für eine US-Firma. Darüber ist eine Debatte um Bestechlichkeit entbrannt. Spiegel-Kolumnist Nikolaus Blome verteidigt Amthor: Dieser habe sich "quasi einfangen" lassen, doch keine Regeln verletzt.
Ein werbender Brief an das Bundeswirtschaftsministerium, zur Belohnung Aktienoptionen eines New Yorker Start-ups: Philipp Amthor, bisherige CDU-Nachwuchshoffnung, steht unter wachsendem Druck. Gegen ihn wurde Anzeige erstattet, die Generalstaatsanwaltschaft Berlin prüft einen Anfangsverdacht auf Bestechlichkeit. Amthor nennt sein Verhalten einen "Fehler" und hat sein Engagement für die Firma beendet. Außerdem zieht er sich aus dem Untersuchungsausschuss um das Attentat auf dem Berliner Breitscheid-Platz zurück.
Dennoch: Die Kritik an dem 27 Jahre alten Bundestagsabgeordneten ebbt nicht ab. Zu Unrecht, findet Spiegel-Kolumnist Nikolaus Blome. "Ich glaube, der Fehler ist groß genug, um eine Menge daraus zu lernen." Doch "so einen Exorzismus und so einen Shitstorm" in Politik und sozialen Medien zu ernten, sei übertrieben.
Amthor hielt sich an Auflagen des Bundestages
Amthor habe sich sogar bei der Bundestagsverwaltung erkundigt, ob er die Aktienoptionen des Unternehmens Augustus Intelligence angeben müsse. Das sei nicht der Fall gewesen. "Aber es ist schon Teil der Vorwurfslandschaft, wenn man sagt, du hättest viel mehr Transparenz an den Tag legen müssen", meint Blome. Amthor habe sich an die Auflagen des Bundestages, wie sie von allen Parteien beschlossen wurden, gehalten.
Außerdem mache jeder gute Bundestagsabgeordnete Werbung für Firmen, vor allem aus seinem Wahlkreis. Dass es sich allerdings um ein New Yorker Start-up und keines aus Mecklenburg-Vorpommern handelte, erklärt der Journalist so: Amthor sei da "reingezogen" worden, habe auch "naiv mitgemacht und sich quasi einfangen lassen". Naivität würde er, Blome, bei Amthor zumindest nicht ausschließen. Aber:
"Ich finde, mit 27 dem Mann zu sagen, du hast zwar in deiner ersten Legislaturperiode im Bundestag es geschafft, eine politische Marke aufzubauen – ob man die mag oder nicht, völlig dahingestellt – mit Äußerlichkeiten, aber auch mit inhaltlichen Positionen, und das schneiden wir jetzt ab, deine Karriere ist zu Ende – das finde ich maßlos übertrieben."
(bth)