Das vollständige Gespräch mit Nikolaus Schneider hören Sie in unserer Sendung Studio 9 um 17:35 Uhr.
Andere Lebensformen nicht "mit der Bibel in der Hand" diskriminieren
Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider wirbt für eine zeitgemäße Familienpolitik und die Wertschätzung vielfältiger Lebensformen. Doch zur Sexualität hat sich die Kirche bisher nicht offiziell positioniert. Das brauche einfach Zeit, sagt Schneider.
Der scheidende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, wirbt um Verständnis, dass sich die Kirche bisher noch nicht offiziell zum Thema Sexualität positioniert hat: Der Rat müsse "ein großes Maß an Zeit aufwenden, um sich dieses Themas anzunehmen". Erst wolle er die Debatte um die Orientierungshilfe zur Familie bis zum kommenden Frühjahr abschließen.
Lebensformen nicht "mit der Bibel in der Hand" diskriminieren
Grundsätzlich spricht sich Schneider für eine zeitgemäße Familienpolitik aus. Für ihn stehe außer Frage, dass bestimmte Formen des Zusammenlebens, die verbindlich und auf Dauer angelegt seien, nicht "mit der Bibel in der Hand" diskriminiert werden dürften. Von der in Rom tagenden Synode unter Papst Franziskus erhofft sich Schneider "ökumenische Impulse" zu diesem Thema: "Ein ökumenischer Impuls würde auch darin bestehen, dass wir zu einer gemeinsamen Wertschätzung einer größeren Zahl von Lebensformen in unserer Gesellschaft kommen."
Bei der Sterbehilfe würde er auch gegen seine eigene Überzeugung handeln
Beim Thema Sterbehilfe ist Schneider, dessen Frau an Krebs erkrankt ist, zu einem schwierigen Weg bereit: Er sei zwar nicht der Meinung, dass wir unserem Leben selbst ein Ende setzen sollten. Doch er würde gegebenenfalls seine persönliche Überzeugung zurückstellen: "Dazu bin ich bereit - um der Liebe willen."