Filmikonen auf der Berlinale
Rosalind Russell - feministische Vorreiterin und beeindruckende Charakterkomödiantin. © imago images/Everett Collection / Jerry Tavin
Rosalind Russell - der Engel als "Working Woman"
44:38 Minuten
Zu Beginn des Tonfilms forderten sie das Star-System der Hollywoodstudios ebenso heraus wie die konventionellen Geschlechterrollen: Mae West, Carole Lombard und Rosalind Russell. Die Berlinale 2022 ehrt sie in ihrer großen „No Angels“-Retrospektive.
Mae West, die mit unverblümter sexueller Unabhängigkeit zur Skandal-Performerin und Schöpferin ihres eigenen Mythos' wurde. Carole Lombard, die mit Anmut und beißendem, respektlosen Witz vom Stummfilm-Starlet zur erfolgreichsten Darstellerin der Screwball-Comedy avancierte. Und Rosalind Russell, die mit Durchsetzungsvermögen und unvergleichlicher Schlagfertigkeit die selbstbewusste Karrierefrau zur aufregenden Identifikationsfigur gemacht hat.
Jeder der drei faszinierenden Ikonen widmen wir in „Stunde 1 - Labor“ ein eigenes Porträt, blicken auf ihre außergewöhnlichen Biografien, ihre Kämpfe und Triumphe, analysieren ihre Rollen, ihren unvergleichlichen Stil, ihre Auseinandersetzungen mit dem männlich dominierten Studiosystem und den Einfluss, den sie bis heute auf die Kunst der Filmkomödie haben.
Gnadenlos schlagfertig und charmant
Im dritten Teil tritt Rosalind Russell ins Rampenlicht unserer Ikonen-Reihe. Niemand konnte Pointen so schnell abfeuern und bitterböse Dialogzeilen so gnadenlos und charmant servieren wie sie: Als versierte Theaterschauspielerin erobert sie das glamouröse Hollywoodkino der dreißiger Jahre, indem sie sich auf Glamour alleine nicht verlässt.
Rosalind Russell glänzt in zahlreichen Nebenrollen, bis man ihr funkelndes Talent nicht mehr übersehen kann und sie in perfekt auf sie zugeschnittenen Komödien einen neuen Typus verkörpern darf: die zynische, abgeklärte, exzentrische Karriere-Frau, deren virtuose Kompetenz die Männer auf und hinter der Leinwand gehörig ins Schwitzen bringt.
Wir begeben uns auf die rasante Achterbahnfahrt von Leben und Werk einer bis heute beeindruckenden Charakterkomödiantin, die nicht nur feministische Vorreiterin gewesen ist, sondern ganz nebenbei auch noch gezeigt hat, wie ideal sich Filmruhm und soziales Engagement verbinden lassen.