"Eine schöne Entscheidung"
Bob Dylan war schon oft im Gespräch war für den Literaturnobelpreis. Den Preis bekomme Dylan jetzt nicht als politischer Künstler, sondern für den weltliterarischen Anspruch seiner Songs, sagt Heinrich Detering, Präsident der Akademie der deutschen Sprache und Dichtung.
Er habe die Entscheidung der Literaturnobelpreis-Jury verblüfft, aber mit Freude zur Kenntnis genommen, sagte Heinrich Detering, Präsident der Akademie der deutschen Sprache und Dichtung. "Eine schöne Entscheidung", freute sich der Bob Dylan-Experte.
Wie kein anderer Musiker verstehe es Dylan, die Unterscheidung zwischen Lyrik und musikalischen Lyrics zu verwischen. Das Ergebnis seien "Lyrics mit literarisch hohem Anspruch". In Dylans Liedern aus der Tradition der romantischen Songkultur, die er mit anderen Traditionen wie dem Blues oder den Gospel-Songs verknüpfe, stecke "alles, was wir von Weltliteratur erwarten". So hätte Dylan etwa Zitate von Homer und Ovid in seinen Texten kunstvoll verarbeitet.
Auf die Frage, ob die Entscheidung der Jury für den 1941 als Robert Zimmermann in Duluth, Minnesota, geborenen Dylan auch dem politischen Künstler gelte, sagte Detering:
"Ich glaube, dass der politische Impact geringer ist, als man zunächst denken würde. Denn die Zeiten, in denen Dylan vor allem als politisches Sprachrohr einer Generation wahrgenommen wurde oder als Bannerträger der Bürgerrechtsbewegung oder anderer politischer Bewegungen, die sind lange vorbei."
Die Entscheidung, Dylan den Literaturnobelpreis zu verleihen, sei "wohl vor allem eine ästhetische Entscheidung. Und zwar eine Entscheidung, die besagt: Wir, die Schwedische Akademie, anerkennen die Existenz einer Songpoesie, die literarisch genauso relevant ist wie andere Formen von Poesie – auch wenn sie erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt worden ist."
Ein Doku-Video über Bob Dylans junge Jahre in New York: