Noch keine Entscheidung über nationale Akademie der Wissenschaften

Mit ihrem Vorhaben, die Leopoldina in Halle an der Saale zur nationalen Akademie der Wissenschaften zu ernennen, ist Bundesforschungsministerin Annette Schavan nicht nur auf offene Ohren gestoßen. Nach einem Meinungsaustausch mit ihren Länderkollegen in Bonn kündigte sie nun an, den Vorschlag bis Februar zu konkretisieren.
Die CDU-Politikerin hatte am Freitag im Deutschlandfunk angekündigt, die Wissenschaftler-Vereinigung aus Sachsen-Anhalt zur Akademie für ganz Deutschland aufzuwerten. Dies hatte bei den Akademien anderer Bundesländer sowie bei der SPD Kritik hervorgerufen. Geisteswissenschaftler sehen sich im Nachteil, da in der Leopoldina vor allem Naturwissenschaftler vertreten sind.

Der bayerische Minister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Thomas Goppel (CSU), sagte im Deutschlandradio Kultur, dass die Länderminister überrascht waren von Schavans Vorstoß. Es gebe in immerhin sieben Bundesländern entsprechende Institutionen, da gebe es natürlich Diskussionsbedarf, welche Akademie denn die Wortführerschaft übernehmen soll.

Grundsätzlich zeigte sich Goppel Schavans Vorhaben gegenüber aber wohlgesonnen. Wichtig sei aber, dass Schavan wie angekündigt ein entsprechendes Konzept vorlege, wie sich die Leopoldina hervortun kann, ohne die anderen allzu sehr zu vergrätzen.

Die Befürchtungen der Geisteswissenschaftler, dass durch die Vorrangstellung der Leopoldina, die vor allem in den Naturwissenschaften gut aufgestellt ist, die Geisteswissenschaften an die Wand gedrückt werden, teilt Goppel indes nicht. Er sieht hingegen die Chance, dass die Geisteswissenschaften ihre Wichtigkeit und Notwendigkeit hervorheben können.

Allerdings schränkte Goppel die Repräsentationsfunktion einer nationalen Akademie der Wissenschaften stark ein: Die Wissenschaft in Deutschland sei frei, es werde auch weiterhin offene Positionen in der Wissenschaft geben. Koordinatoren seien durchaus erwünscht, "Einpeitscher nicht".

Sie können das vollständige Interview mit Thomas Goppel mindestens bis zum 19.5.2008 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören.
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