Nockerln, Topfenstrudel und Sachertorte

Nach einem Gespräch mit Sarah Wiener · 13.05.2005
Sie besitzt eine Restaurantkette in Berlin, ist Fernsehköchin bei Johannes B. Kerner und kochte in der Gutsküche der ARD-Serie "Abenteuer 1900". Die Tochter des österreichischen Schriftstellers Oswald Wiener bereichert den Speiseplan der Hauptstadt mit köstlichen Mehlspeisen.
Aus dem Nichts hat sich Sarah Wiener in den letzten 15 Jahren ein eigenes kleines Restaurant-Imperium in Berlin aufgebaut. Ihr erstes Lokal, das "Speisezimmer", eröffnete sie 1999, mittlerweile sind zwei weitere Restaurants hinzugekommen, eines davon im Technikmuseum der Stadt, ein anderes im Kunstmuseum "Hamburger Bahnhof", wo sie zudem auch die Espressobar der dort seit kurzem präsentierten "Flick Collection" betreibt.

Der breiten Öffentlichkeit wurde Sarah Wiener vor kurzem aber auf eine andere Art bekannt: Als Köchin in der Fernseh-Doku-Serie "Abenteuer 1900" im Vorabendprogramm der ARD. Als Mamsell, resolut und streng, war sie der Motor des nach historischem Vorbild nachgestellten Gutshauslebens, musste dafür sorgen, dass die Herrschaften ihr Essen pünktlich bekamen, dass eingekauft wird und dass die Dienstboten spurten.

Dabei kommt Sarah Wiener selbst aus einem ganz und gar nicht gutbürgerlichen Elternhaus: Die Tochter einer Malerin und eines Schriftstellers wuchs in den 60ern bei der Mutter in den Künstler- und Intellektuellenkreisen Wiens auf. Mit 17 Jahren zieht sie nach Westberlin zum Vater, dem Schriftsteller und Happening-Künstler der "Wiener Gruppe" Oswald Wiener. Dort arbeitet sie einige Zeit als Küchehilfe in einem der Restaurants, die der Vater dort betreibt, und wo sich bis in die achtziger Jahre hinein die Künstlerprominenz der Stadt die Klinke in die Hand gibt.

Doch auch als Schäferin in Südfrankreich, als Sekretärin und als Köchin in einer Werbeagentur hat Sarah Wiener schon gearbeitet, bevor sie kurz nach dem Fall der Mauer mithilfe einer alten, mobilen NVA-Küche ins Film-Catering einsteigt - und das, ohne irgendjemanden im Filmgeschäft zu kennen.
Geklappt hat es trotzdem: Heute hat Sarah Wiener in Restaurant und Buffetservice rund 100 feste Mitarbeiter; wenn der Catering-Service Hochsaison hat, kommen noch einmal so viele hinzu - zum Beispiel für Filmproduktionen wie "Helden wie wir", "Conamara" oder "Auf Wiedersehen, Amerika".

Deutschlandradio Kultur sprach mit Sarah Wiener. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch.

Katrin Heise: Fehlen Ihnen in Berlin manchmal die Kaffeehäuser?

Sarah Wiener: Ja, die fehlen mir tatsächlich. Was mir fehlt, ist diese Nonchalance, den ganzen Tag vertrödeln zu dürfen, in einem Kaffeehaus Zeitungen lesen zu dürfen, ohne dass ein Kellner kommt, und einen penetrant fragt, ob man nicht noch etwas bestellen will. (…)

Katrin Heise: Warum haben Sie kein Kaffeehaus aufgemacht?

Sarah Wiener: Ich habe im Hamburger Bahnhof so eine Art Café-Restaurant. Ich träume noch immer von einer wahnsinnig guten, erstklassigen Wiener Konditorei, mal sehen, ob es noch dazu kommt. Jetzt eröffne ich erstmal eine andere Idee, nämlich ein Restaurant am Pariser Platz, wo es nur Bauernbrote mit selbst gemachten Brotaufstrichen gibt. Eigentlich auch eine sehr österreichische Idee. Ich bin gespannt, wie die Berliner und die Touristen darauf reagieren werden.

Sie können das vollständige Gespräch in der rechten Spalte als Audio hören.

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