Trump inszeniert sich als Vater der Nation
07:30 Minuten
Gefühlig, inhaltsleer und weniger aggressiv als sonst: So beurteilt der deutsch-amerikanische Romanist Hans Ulrich Gumbrecht die Rede von US-Präsident Trump. Der nahm die erneute Nominierung an - und habe sich in einer väterlichen Rolle präsentiert.
Nun steht es fest: US-Präsident Donald Trump ist der Kandidat der Republikaner für die Präsidentschaftswahl am 3. November. In einer Rede vor dem Weißen Haus nahm er die Nominierung an. War es eine typische Trump-Rede? Ja und nein, meint der Romanist Hans Ulrich Gumbrecht, der jahrelang Komparatistik an der Stanford University in Kalifornien gelehrt hat.
Anders als gewohnt habe sich der Präsident weitgehend an ein für ihn vorbereitetes Manuskript gehalten. Typisch hingegen sei gewesen, dass die Rede nicht auf Inhalte, sondern auf eine "Resonanz" gesetzt habe, auf ein Gefühl des Publikums, "mit Trump im Weißen Haus zu sein", so Gumbrecht: "Also, das richtige Amerika ist im Weißen Haus und so muss es bleiben."
Trump hat kein Programm
Zwar habe Trump auch hier "viele schlechte Sachen" über den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden und dessen Anhänger gesagt. Doch das "Aggressivitätslevel" sei nicht so hoch wie sonst gewesen: "Die Rolle, die er gespielt hat, war die des Familienvaters, sehr stark inszeniert." Dass die Kinder und Enkelkinder am Ende mit Trump auf der Bühne standen, interpretiert Gumbrecht so: "Der Familienvater ging über in den Vater der Nation."
Über ein mögliches Programm des US-Präsidenten sagt Gumbrecht: "Es gibt kein Trump-Programm." Ihn kennzeichne eine ideologische und politische "Inkohärenz" aus. Trump setze auf eine Botschaft der Gefühle: "Wir - und ich bin euer Vater - sind im Weißen Haus. Und so wird es auch in Zukunft bleiben."
(bth)