"non bthvn projekt" der Kölner Philharmonie

Beethoven als Texter für neue Musik

07:09 Minuten
Frau vor der Skulptur Beethoven’s Trumpet (With Ear) von John Baldessari
Aus der Not eine Tugend gemacht: Beethovens Taubheit inspirierte Künstler schon früher, wie etwa John Baldessari. © imago images / ZUMA Press
Louwrens Langevoort im Gespräch mit Carsten Beyer · 02.03.2020
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Im Beethoven-Jahr ist Beethoven überall. Nur nicht in Köln. Die Philharmoniker haben sich vorgenommen, nicht die Klassiker zu spielen, sondern Beethoven als Inspiration für neue Kompositionen zu benutzen. Die Vorlage: Texte des Meisters.
"Wir lieben natürlich Beethoven", sagt Louwrens Langevoort, Intendant der Kölner Philharmonie. "Aber er ist natürlich ein Komponist, der überhaupt keinen Geburtstag braucht. Er wird ja sowieso immer gespielt." Deswegen habe man sich gefragt, wie man Beethoven zum 250-jährigen Jubiläum feiern könne, ohne in dieselbe langweilige Mühle altbekannter Sinfonien zu geraten. Sinfonien, die so oft gespielt wurden, dass man sie nicht mehr hören kann.
Beethoven war in seinen letzten Lebensjahren taub. Er benutzte Hörrohre und Konversationshefte, um sich mit anderen zu verständigen. 400 dieser Hefte hat er gefüllt, 130 davon sind erhalten. Aus diesen Texten haben Komponisten einzelne Zeilen bekommen und dazu den Auftrag, musikalische Antworten von Beethoven zu verfassen – "aber in einer heutigen Sprache", so Langevoort. Die Komponisten – darunter Jörg Widmann, Blai Soler, Anthony Cheung, Vito Žuraj und Johannes Maria Staud – waren frei in der Umsetzung, nur durften keine Paraphrasen oder Zitate verwendet werden. Bloß nicht langweilig.
Die Texte bieten sich dafür laut Langevoort an: Er habe sie "herzlich lachend gelesen", sie seien "lustige Literatur". Der Intendant betont: "Ich bin überhaupt nicht gegen Beethoven, aber ich denke, wir müssen ihn feiern auf eine Weise, die originell ist, wir müssen feiern mit einer Musik für jetzt."
(leg)

Beethoven unerhört: "das non bthvn projekt"
Bis 13.12.2020 in der Kölner Philharmonie

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