Warum es wichtig ist, zuerst den Menschen zu sehen und dann die Sache, weshalb man Gott und Geld nicht gleichzeitig lieben kann und wie sich der Alltag auf dem Klosterberg gestaltet – darüber spricht Katrin Heise mit Teresa Forcades in der Sendung "Im Gespräch", am 16. Mai ab 9:07 Uhr im Deutschlandfunk Kultur.
Die Aktivistin im Kloster
Sie ist politische Aktivistin, Ärztin, Feministin und Theologin - und lebt als Nonne. Die Katalanin Teresa Forcades kämpft für ökonomische Gerechtigkeit oder die Rechte Homosexueller. Wir sprechen mit ihr unter anderem darüber, warum man Gott und Geld nicht gleichzeitig lieben kann.
Die Katalanin Teresa Forcades ist wohl eine der ungewöhnlichsten Schwestern, die je im Kloster von Montserrat gelebt haben. Aktuell setzt sich die politische Aktivistin, Ärztin, Feministin und Theologin und Nonne Teresa Forcades für die Unabhängigkeit von Katalonien ein und hält zu verschiedenen Themen Vorträge an vielen Orten der Welt. Bekannt geworden ist sie mit kritischen Anmerkungen zur Pharmaindustrie, ein Youtube-Video zu diesem Thema von ihr erreichte mehrere Millionen Klicks.
Dabei ist sie sich bewusst, dass sie unter den Schwestern eine Ausnahme darstellt, sie selber aber diese beiden Welten braucht.
"Um in mein Gleichgewicht zu kommen, ist diese klösterliche Ruhe für mich sehr wichtig, aber auch nach außen eine Verbindung zu haben. Das kann ich am besten mit Vorlesungen und auch mit Büchern. Ich schreibe Artikel. Was ich jetzt in der Politik mache, verstehe ich als zeitlich begrenzte Sache."
Wütend, dass ihr dieser Gott solange vorenthalten wurde
An erster Stelle steht für sie immer der Dienst am Menschen, sei es ganz zu Anfang in der Arbeit mit Obdachlosen oder später der Einsatz für ökonomische Gerechtigkeit, die Rechte Homosexueller und die Gleichstellung der Frauen.
Angefangen hat es mit der aus einer sehr weltlichen Familie stammenden Teresa Forcades und der Kirche, als sie im Alter von 15 Jahren das Evangelium liest und wütend wird, dass ihr dieser Gott solange vorenthalten wurde. Sie beschließt selber im Sinne des Evangeliums aktiv zu werden.
"Ich bin zu einer Pfarrei gegangen. Meine Familie war damit nicht einverstanden, aber ich habe ihnen gesagt, all die Werte, die ihr mir gegeben habt, waren eigentlich Theorien, aber hier gibt es Leute in dieser Pfarrei, die das in die Tat umsetzen. Das war meistens mit Obdachlosen. Und diese Pfarrei, in der ich tätig wurde, hatte eine Initiative angefangen, die heute in Barcelona die größte für Obdachlose ist."