Ostbezug? Das ist Geschichte
Ein Brandenburger mit europäischer Gesinnung, der seinen Ostbezug nicht ständig betonen will: Norbert Leisegang ist Sänger der Band Keimzeit - und auch des Ablegers Keimzeit Akustik Quintett. Deren zweites Album "Albertine" ist soeben erschienen.
Es gibt Musiker, die machen jahrzehntelang Musik, bringen großartige Alben raus und werden am Ende dann doch auf einen einzigen Song reduziert. Norbert Leisegang ist so jemand, Sänger und Frontmann der Gruppe Keimzeit aus dem brandenburgischen Bad Belzig. Sein "Satisfaction" oder sein "Yesterday" – das war "Kling Klang". Der Song hat die Band in der Nachwendezeit in ganz Deutschland bekannt gemacht und klingt so zeitlos optimistisch, dass es bis heute immer noch ziemlich regelmäßig im Radio zu hören ist – und zwar auf allen Wellen.
Erfolgreiches Zufallsprodukt
Seit einigen Jahren hat Keimzeit einen Ableger: das "Keimzeit Akustik Quintett". Die Besetzung der Band ist zum Teil identisch: Sänger Norbert Leisegang, sein Bruder Hartmut und Gitarrist Martin Weigel spielen in beiden Formationen mit. Entstanden ist das Akustik-Quintett eher aus Zufall: "Wir hatten mal auf einer Party zugesagt und hatten keine Verstärker dabei", sagte Norbert Leisegang im Deutschlanradio Kultur. "So haben wir gemerkt, dass sich einige Keimzeit-Songs sehr, sehr gut eignen für eine akustische Variante."
Daraufhin habe man das ausgebaut. "In den letzten zwei Jahren haben sich ganz viele Songs aus meiner Hand quasi zum Akustik-Quintett entwickelt."
Wenn er jetzt Songs schreibe, probiere er einfach aus, zu welcher Formation sie passten, so Leisegang. Gerade ist das zweite Album des Akustik-Quintetts erschienen: "Albertine".
Ein Fläme mit europäischer Gesinnung
Auffallend ist, dass Leisegangs Songs im Gegensatz zu anderen Bands aus den neuen Bundesländern der "Ostbezug" fehlt: "Da sind meine Wurzeln, die will ich nicht verstecken", so der Musiker. "Aber ich finde nicht, dass es nottut, immer wieder aufzuschreiben, ich komme aus Potsdam, und das hat ehemalig zum Ostteil Deutschlands gezählt. Das ist Geschichte. Und mittlerweile arbeiten wir als Band auch im ganzen deutschen Bereich mit Leuten zusammen. Und so fühle ich mich eigentlich als Fläme, aus dem Fläming kommend, als Deutscher, aber von der Gesinnung her doch europäisch."