Erfolg im Kunstmarkt

Die zweite Karriere des Malers Norbert Schwontkowski

55:24 Minuten
 "Purple Haze" von Norbert Schwontkowski. Ein dunkles Gemälde mit einem roten Fluß auf dem ein schwarzes Boot mit zwei Passagieren zu sehen ist.
"Purzle Haze" von Norbert Schwontkowski erzielte einen Preis von über 132.000 Euro. © Grisebach GmbH
Von Thorsten Jantschek |
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Als deutscher Maler war Norbert Schwontkowski zu Lebzeiten eine anerkannte und wichtige Größe. Nun, einige Jahre nach seinem Tod, erzielt er bei Auktionen überraschend hohe Preise, und Museen interessieren sich für seine Kunst. Er trifft den Nerv unserer Zeit.
„Ich komme gerade aus New York zurück“, erzählt die Galeristin Nicole Hackert, „und in den hintersten Ateliers von Brooklyn sind junge Künstler*innen, die von Norbert Schwontkowski sprechen.“ Doch nicht nur dort und nicht nur bei jungen Künstlern trifft der 2013 gestorbene Maler Norbert Schwontkowski, dessen Nachlass von Hackerts Galerie „Contemporary Fine Arts“ vertrieben wird, auf ein gesteigertes Interesse.
Seit diesem Jahr ist das teuerste in Deutschland online versteigerte Bild eines von Norbert Schwontkowski. Das Gemälde „Purple Haze“ von 2008 erzielte im Mai einen Preis von über 132.000 Euro. Man sieht darauf ein langes, schmales Boot, das von zwei einsamen Figuren über ein grüngraues nächtliches Gewässer gesteuert wird, in dem sich ein hellroter, fast pinkfarbener Mond spiegelt und die dunkle Szene in eine beeindruckende Farbwelt taucht.
132.000 Euro – für die Auktionswelt ist das, vor allem international betrachtet, ein kleiner Fisch, aber im Falle von Norbert Schwontkowski ist das beachtlich, weil sich der geschätzte Preis mehr als verfünffacht hat. Ist das ein Ausreißer oder erfährt das Werk des Malers nun die Würdigung, die ihm längst zukommt?

„Es geht nicht um den schnellen Erfolg!“

„Starke Bilder können hohe Preise erzielen“, so Sarah Miltenberger vom Auktionshaus Grisebach in Berlin, „und dieses ‚Purple Haze‘ ist sicherlich eine herausragende Arbeit von Norbert Schwontkowski gewesen.“
Dennoch gelte es, nach diesem Erfolg Ruhe zu bewahren und das Werk dieses Malers nicht mit zu hohen Schätzungen im Auktionsgeschäft zu überfrachten. „Wir bekommen jetzt sehr viele wunderbare Arbeiten von Schwontkowski angeboten und müssen uns da jetzt sehr eng absprechen, wie wir da vorgehen, denn wir wollen Norbert Schwontkowskis Entwicklung auf dem zweiten Markt langfristig begleiten“, so Sarah Miltenberger.
„Es geht nicht um den schnellen Erfolg“, so Karin Seinsoth. Sie ist auch für Künstlernachlässe bei der weltweit operierenden Galerie Hauser und Wirth zuständig. Um ein Werk nachhaltig zu entwickeln, müsse man vor allem gemeinsam planen. Im Falle von Norbert Schwontkowski gehe es wohl vor allem darum, „dass er auf einem internationaleren Level bekannt wird. Er ist ja für die Malerei in Deutschland ein großer Name, aber das ist im Ausland noch nicht so der Fall“, so Karin Seinsoth. Deshalb geht es auch der Galerie Contemporary Fine Arts, bei der der Nachlass vertreten wird, darum, wichtige Arbeiten zurückzuhalten, um sie zum Beispiel in Museen zu platzieren, weil – so Galeristin Nicole Hackert – man dort „sicher sein kann, erstens, dass es der Öffentlichkeit erhalten bleibt, und zweitens, dass es nicht zur Spekulationsware wird.“.

Internationale Würdigung

Auch für eine internationale Öffentlichkeit sind Bilder von Norbert Schwontkowski bereits zugänglich, etwa im Kunstmuseum Den Haag, das gerade erst drei Bilder für die Sammlung erworben hat.
Dazu dessen Ausstellungsleiter Daniel Koep: „Die deutsche expressionistische Tradition ist in unserem Museum deutlich vertreten und es ist faszinierend, wie wunderbar Norbert Schwontkowski da hineinpasst und dort einen neuen Ton hinzufügt. Ich denke, dass Norbert Schwontkowski einerseits wirklich in einer – in leichten Anführungszeichen gesagten – ‚deutschen‘ Malertradition steht, dass er aber gleichzeitig der am wenigsten deutsche dieser deutschen Maler ist, weil er mit einer solch lakonischen Herangehensweise die Dinge beleuchtet, dass es diese Schwere und diesen tiefen Ernst nicht gibt.“
Offenbar ist das Werk des Bremer Malers auf dem besten Weg, um auch international die Würdigung zu erhalten, die auf dem Kunstmarkt wenigstens schon einmal aufgeblitzt ist. „Was die Wertkategorie angeht, verdient Schwontkowski das oder mehr“, glaubt der Freund und Künstlerkollege Horst Müller,  "weil die Qualität seiner Malerei, diese subjektiv-expressive Stilkomponente doch sehr singulär ist im ganzen Malereikontext.“. Schwontkowski sei eine Künstlergestalt, die in der Lage ist, „schnell, kurz und prägnant existenzielle Befindlichkeiten, nicht nur des Künstlers, sondern in allgemeiner Hinsicht zu formulieren.“

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