Anerkennung der "Negro Leagues" wirft Fragen auf
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Eine Geste der Profi-Baseball-Liga deutet an, dass auch Sportfunktionäre die Spaltung der USA überwinden wollen. Die MLB, die bis 1947 Schwarze ausschloss, hat nun die sogenannten Negro Leagues anerkannt. Dieser Schritt führt auch zu Kritik.
Als Jackie Robinson am 15. April 1947 für die Brooklyn Dodgers sein MLB-Debut gab, machte er als erster afroamerikanischer Spieler in der Baseball-Profi-Liga Sportgeschichte. 80 Jahre vorher hatte die US-Baseball-Gesellschaft Afroamerikanern die Mitgliedschaft verboten. 1876 verabschiedeten die Besitzer der neuen Profi-Liga ein "Gentleman's Agreement", das Schwarze Spieler aus ihrer Gemeinschaft ausschloss. Die gründeten deshalb ihre eigenen Teams und Ligen, hatten 1903 ihre erste eigene Meisterschaft und schufen 1920 die "Negro National League".
Umgang der MLB mit den "Negro Leagues"
"Die Negro Leagues waren keine offiziellen Ligen", erklärt Dan Durbin, Direktor des Instituts für Sport, Medien und Gesellschaft an der University of Southern California. "Viele waren permanent am Rand des Bankrotts. In manchen Regionen waren sie erfolgreich, zum Beispiel in Alabama, in anderen wurden Spieler und Trainer andauernd ausgetauscht."
Die Negro Leagues hatten selten offizielle Spielpläne und noch seltener offizielle Statistiken über den Verlauf ihrer Begegnungen. Starathleten spielten in mehreren Teams und hatten manchmal zwei oder drei Spiele an einem Tag. Baseball-Felder, Trainingsmöglichkeiten und Ausrüstung der Negro Leagues waren deutlich schlechter als die der Major League.
Das alles sei weder ein Fehler noch ein Versehen gewesen, wie das jetzt MLB-Vorsitzender Rob Manfred behaupte, sondern Rassismus, sagt ESPN-Kolumnist Howard Bryant. Die nachträgliche Integration der Negro Leagues und ihrer Statistiken bezeichnet er als Geschichtsklitterung unter Druck der Black Lives Matter Bewegung. "Die MLB vernachlässigt komplett die verheerenden, vernichtenden Konsequenzen der Rassentrennung. Diese Ligen existierten nicht gleichberechtigt. Sie mussten unter schrecklichen Bedingungen spielen. Statistiken waren bruchstückhaft. Sie sind nicht mal ansatzweise korrekt."
Späte Aufnahme in die Baseball-Statistik
Andere bezeichnen die Aufnahme der Negro League Geschichte in die offiziellen Daten der MLB als willkommen, wenn auch fehlerhaft und überfällig. Statistiken von rund 3400 afroamerikanischen Athleten, die zwischen 1920 und 1948 in sieben verschiedenen Ligen aktiv waren, sollen komplett integriert, Rekorde korrigiert und veröffentlicht werden.
Schwarze Spieler, die auf Baseballfeldern der Negro Leagues Rekorde brachen, können endlich ihre verdiente Anerkennung bekommen, sagt Sportprofessor Dan Durbin: "Historikerinnen und Historiker werden sich begeistert in die Forschung stürzen. Wir werden uns bald ein viel besseres Bild darüber machen können, wie die Negro Leagues funktionierten und wie dominant manche der Spieler waren, sodass wir dann auch Leistungen und Geschichte des afroamerikanischen Baseballs in den USA angemessen feiern können."
Mit Jackie Robinsons Vertrag bei den Brooklyn Dodgers öffnete sich Major League Baseball für schwarze Spieler. Die mussten mit Beschimpfungen und Drohungen leben. Bei Auswärtsspielen übernachteten sie in anderen Hotels als weiße Mannschaftskameraden und warteten unterwegs im Bus darauf, dass diese ihnen Essen brachten aus Restaurants, in denen das Bedienen von Schwarzen nicht erlaubt war.
Geste der Wiedergutmachung mit Schwächen
Doch Mannschaften der Negro Leagues konnten mit Gehältern der MLB nicht konkurrieren. 1960 gab die letzte Liga auf. Die Anerkennung der Ligen ist eine Geste der Wiedergutmachung.
Ihre Schwächen sind ein Zeichen tiefer Wunden und des andauernden Kampfs gegen Rassismus nicht nur im US-Sport, sondern in US-Geschichte und heutiger Gesellschaft, sagt Dan Durbin.