Live, rau und frisch
Jazz aus Nordeuropa hat oft seinen ganz eigenen Klang. Doch kaum jemand hat ihn so kultiviert wie der norwegische Tenor-Saxofonist Karl Seglem. Sein neues Live-Album "Som Spor" ist wieder ein Beleg für seinen eigenständigen Weg in dieser Spielart des Jazz.
"Som Spor it means, like traces. I thought times goes by and we don´t live very long, in a bigger perspective and maybe we leave some traces behind us. Maybe not. This is maybe a trace that will stay from me."
"Som Spor" - "Wie Spuren" heißt das neue Album des norwegischen Tenor Saxophonisten Karl Seglem und er hofft mit diesem Album Spuren zu hinterlassen, die auch in der Zukunft noch wahrgenommen werden. Für das Projekt hat sich Karl Seglem mit sechs Kollegen zusammen getan mit denen er zum Teil schon seit Jahren zusammenarbeitet und mit denen er sich nicht nur musikalisch sehr gut versteht. Das merkt man den Aufnahmen auch an, denn die Kompositionen und das Zusammenspiel klingen wie aus einem Guss.
"We did the rehearsal but there was no musician on stage reading sheet music. Everybody was playing without reading notes. This I think is very good for music because then you focus on the music and not what is written down."
Bei den Proben zu "Som Spor" hatte keiner der Musiker Notenblätter oder Partituren vor sich, sondern alle spielten nur nach Gefühl und aus dem Gedächtnis. Das hatte für Karl Seglem und seine Kollegen den großen Vorteil, dass sie sich voll und ganz auf die Musik und den Klang konzertieren konnten. Man hört auf "Som Spor", so sagt Karl Seglem, wie die Musiker ganz in die Kompositionen eintauchen. Alle Titel wurden live eingespielt, was ihnen eine gewisse Rauheit und Frische bewahrt hat.
"I think it is not a very perfect produced studio recording. It sounds different. And I like this.
Because it has this rawness and it has this freshness in a way that you can hear that seven musicians playing together and know their stuff."
Because it has this rawness and it has this freshness in a way that you can hear that seven musicians playing together and know their stuff."
Traditionelle Instrumente in Jazz integriert
Die Musik zur neuen CD "Som Spor" wurde in Oslo aufgenommen. Der größte Teil der Stücke wurde bei einem Konzert in der norwegischen Hauptstadt mitgeschnitten. Die Aufnahme zeigt ein Ensemble, das mit großer Spielfreude und traumwandlerischem Zusammenspiel ans Werk geht. Dabei fällt die ungewöhnliche Besetzung mit zwei Keyboardern und zwei Spielern der traditionellen Hardangergeige auf. Doch diese besondere Zusammenstellung von Instrumenten gehört zum Konzept des Projektes "Som Spor". Und mit Håkan Høgemo war an der Hardangergeige, oder Hardingfele wie sie in Norwegen heißt, ein Musiker dabei dessen Spiel Karl Seglem schon seit Jahrzehnten beeinflusst.
"Håkan Høgemo the fiddler is a very power full fiddler and he has a lot of "Klang". He has a very big sound, like I have it on my tenor sax. So when these sounds melt together I hear new music and new sounds and this inspired me a lot."
Es ist das Verschmelzen der Klänge von Hardangergeige und Tenor-Saxofon, das Karl Seglem immer wieder zu neuen Kompositionen anregt. Dabei ist das traditionelle norwegische Streichinstrument aus der Region Hardanger in einem Jazzkontext mit Bass und Schlagzeug durchaus nicht einfach zu integrieren. Denn die offen gestimmten Darmsaiten des Instrumentes, die fast immer zusammen erklingen, ergeben zwar einen vollen Klang, doch das Instrument an sich ist unverstärkt eher leise. Es hat Karl Seglem einiges Experimentieren gekostet, bis er einen Weg gefunden hatte, um die Hardangergeige mit ihrem für Norwegen so typischen Klang in sein Konzept einzubinden. Es gibt aber noch ein anderes traditionelles Instrument das Karl Seglem bei seiner Musik einsetzt - das Bukkehorn.
Es war eher ein Zufall, dass Karl Seglem zu diesem archaischen Blasinstrument kam, das mit seinem Klang auch die CD "Som Spor" eröffnet. Ein Ziegenbauer schenkte ihm ein Bukkehorn nach einem Konzert und sagte er, solle es doch einmal damit probieren. Es dauerte eine Zeit bis Seglem sich mit dem in seinen musikalischen Möglichkeiten durchaus eingeschränkten Instrument angefreundet hatte. Doch der oft wehmütige Klang des Bukkehorns fasziniert ihn bis heute und ist, zusammen mit der Kombination von Hardangergeige und Tenorsaxophon, zu so etwas wie seinem Markenzeichen geworden.
Bei "Som Spor" kommen all diese Klänge und Einflüsse zusammen und bilden einen einzigartigen Sound. Nicht nur ist das Album "Som Spor" ist ein musikalischer Höhepunkt im Schaffen von Karl Seglem sondern auch in der Entwicklung des nordeuropäischen Jazz. Zweifellos: Mit diesem Album wird der Norweger Spuren hinterlassen.