100.000 Menschen auf der Flucht
Seit gestern hat sich die Lage im Nordirak noch einmal deutlich verschärft: Kämpfer der Extremistengruppe Islamischer Staat haben mindestens 100.000 Christen und kurdische Jesiden in die Flucht getrieben. Birgit Svensson berichtet aus dem Krisengebiet.
Viele Flüchtlinge versuchten, die kurdischen Autonomiegebiete rund um die Stadt Dohuk zu erreichen, sagte Svensson im Deutschlandradio Kultur. "Man kann es in den Augen sehen: Die Leute haben Angst und Schrecken, es ist ein Wahnsinn, was sich hier abspielt." Die Lebensbedingungen der Menschen seien erschreckend: Die Temperaturen im Nordirak liegen bei 50 Grad, es gebe kaum Schatten, "die Leute leben auf der Straße", berichtet Svensson. Die Flüchtlinge "brauchen dringend Wasser und so ganz einfache Sachen, auch Lebensmittel".
Die ISIS-Kämpfer würden bei ihren Angriffen systematisch vorgehen, sagt Svensson: "Ich habe den Eindruck, dass die Terrororganisation das Terrain erobern möchte, das die Kurden sich bei dem Einzug von ISIS hier im Irak genommen haben." Die kurdischen Peschmerga-Milizen wiederum seien zunehmend geschwächt und forderten Unterstützung aus Europa und den USA.
Frankreich fordert Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates
Angesichts der zunehmend dramatischen Situation im Irak hat Frankreich heute eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates gefordert. Außenminister Laurent Fabius erklärte in Paris, die internationale Gemeinschaft müsse handeln, um "der terroristischen Bedrohung im Irak entgegenzutreten und Hilfe und Schutz für die bedrohte Bevölkerung zu leisten".