Geheimnisvolle Band mit martialischem Auftritt
Laibach stehen für laute, unangepasste Maschinenmusik und martialische Ästhetik. Nun tritt die Gruppe als erste westliche Band im kommunistischen Nordkorea auf. Ein Band-Porträt.
Laibachs berühmtestes Stück: Ihre Bearbeitung von Queens "One Vision". Mit an Kraftwerk orientierten Beats und nach Rammstein klingender Sprache - nur, dass Rammstein erst lange nach Laibach auftauchen.
1980 gegründet, bildet Laibach den musikalischen Teil des Künstlerkollektivs "Neue Slowenische Kunst". NSK steht auch für das politische Experiment einer konkreten Utopie: mit eigenen Pässen, einer eigenen Währung und eigenen Briefmarken. Ein Land, das friedlich mit seinen Nachbarn leben will und mit Widersprüchen spielt. Denn die "Neue Slowenische Kunst" will "totaler als der Totalitarismus" sein. Und das zunächst im stramm kommunistischen Jugoslawien Titos. Subversive Gegen-Kunst mit Mitteln der Staatskunst: Pathos und Bombast, Märsche und Uniformen.
Verschlüsselte Sprache
Mit verschlüsselter Sprache und verquaster Symbolik geht das irgendwie gut im Osten – und ist im Westen mal was Neues. Und so können sie da Konzerte und Theaterprojekte machen, bei Plattenfirmen veröffentlichen – Laibach werden Kult, dekonstruieren, wie sie sagen, nicht als Coverversionen, sondern als "neue Originale" Songs von Beatles, Stones – und diesen:
"Leben heißt Leben / werden wir alle den Schmerz spüren / Leben / Leben heißt Leben"
Meist singen Laibach deutsch, weil sie das für eine wichtige Sprache halten. Ironie ist elementarer Bestandteil ihrer Monumental-Retro-Avantgarde. Und die Erkenntnis aus der Psychoanalyse, dass Traumata der Vergangenheit nur durch eine Rückkehr zu den auslösenden Konflikten bewältigt werden können.
Daher überall ihre Versatzstücke aus totalitären Ideologien des 20. Jahrhunderts. Immer wieder sehen sie sich Nazi-Vorwürfen ausgesetzt. Und entgegnen: "Wir sind so sehr Faschisten, wie Hitler ein Maler war." Oder: "Wenn es ein Gegenmittel gegen Neonazis gibt, dann ist es eben Laibach."
Unumstrittene künstlerische Leistung
Unbestritten ist zumindest ihre musikalische Kunst: Laibach können weit mehr als brachialen Industrial, zum Beispiel Bachs Kunst der Fuge oder Chorgesänge.
Nicht erst ihr Album "Volk" offenbart 2006, dass sich Laibach nach dem Zusammenbruch des Ostblocks neue Themen suchen müssen. Mal mehr, mal weniger gelungen. Geblieben ist ihr künstlerischer Anspruch weitgehend frei von Kommerz, der Gesellschaft mit dem Mittel der Provokation einen Spiegel vorzuhalten, allerdings einen doppelten.
Und auch deshalb gilt: Rammstein ist Laibach für Kinder - und Laibach ist Rammstein für Erwachsene. Klar geworden? Auf ihrem aktuellen Album "Spectre" feiern sie Whistleblowers als neue Helden des digitalen Zeitalters. Typisch Laibach - mit martialischen Chören und gepfiffenem Marsch.