Nordkorea-Konzerte

Kim Jong Uns Laibach-Coup

Der Laibach-Sänger Milan Fras bei einem Konzert in Prag.
Der Laibach-Sänger Milan Fras tritt an zwei Abenden in Pjöngjang auf. © picture alliance / dpa / Roman Vondrous
Uwe Schmelter im Gespräch mit Timo Grampes |
Die slowenische Band Laibach gibt als erste westliche Rockgruppe Konzerte in Nordkorea. Wie es dazu kommen konnte, erklärt Uwe Schmelter, der das Land aus seiner Zeit als Regionalleiter für das Goethe-Institut kennt.
"Ich glaube, dass Nordkorea ähnlich wie im Fall des Basketballspielers Dennis Rodman, der ja auch eine etwas kontroverse Figur war, um es vorsichtig auszudrücken, dass man hier einen Coup in Richtung Außenwirkung landen wollte", sagte der Nordkorea-Experte Uwe Schmelter im Deutschlandradio Kultur. "Seht her, wir laden selbst solche bei euch kontrovers diskutierten Gruppen ein. Wir haben kein Problem damit."
Als früherer Regionalleiter der Goethe-Institute in Ostasien ist Schmelter sehr erfahren im Kulturaustausch mit dem isolierten Staat und hat einst einen Goethe-Lesesaal in Pjöngjang eingerichtet. Er hat zwar das Laibach-Konzert nicht selbst organisiert, kennt aber den norwegischen Filmemacher Morten Traavik, der das ungewöhnliche Kultur-Ereignis eingefädelt hat. Für den Regisseur sei das eine willkommene Gelegenheit, einen Film über das Ereignis zu drehen, sagte Schmelter.
Auch für normales Konzertpublikum
Die Einladung sei vom Komitee für kulturelle Beziehungen mit dem Ausland im nordkoreanischen Außenministerium ausgesprochen worden, sagte Schmelter. Es handele sich dabei um einen sehr verlässlichen und aktiven Veranstaltungspartner, den der Kulturexperte als für nordkoreanische Verhältnisse "progressiv" beschrieb. Traavik habe diesem Kulturkomitee versichern müssen, dass sich die Rockband anständig benehmen werde. "Was immer das heißen soll", sagte Schmelter. "Arbeiten sie gegen totalitäre Regime? Sie arbeiten mit Symbolen von totalitären Regimen - die Meinungen gehen da kontrovers auseinander über diese Gruppe."
Man müsse abwarten, was Laibach bei den beiden Konzerten in einem Theater in der Hauptstadt Pjöngjang jetzt abgeliefert habe. Es handele sich um einen modernen Neubau mit rund 2000 bis 3000 Plätzen. Anders als früher werde das Publikum für so ein Konzert nicht mehr ausgewählt, sondern gegen ein moderates Eintrittsgeld seien auch normale Zuhörer zugelassen. Er erwarte ein diszipliniertes, aber durchaus begeisterungsfähiges Publikum.
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