Wie weiter im Konflikt?
Zahlreiche Raketen- und mutmaßlich ein Wasserstoffbombentest – so sieht die Bilanz für Nordkorea in diesem Jahr aus. Vor Weihnachten beschloss der UN-Sicherheitsrat die jüngsten Sanktionen. Wird Machthaber Kim Jong Un nun einlenken?
Ein Feuerwerk der Freude soll es sein, das Feuerwerk in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang unmittelbar nach dem Raketentest Ende November. Doch die Menschen gucken alles andere als glücklich. Kein Wunder, ist doch das Land nach zahlreichen Raketen- und mutmaßlich einem Wasserstoffbombentest in diesem Jahr weiter isoliert worden. Kurz vor Jahresende wurden abermals die Sanktionen verschärft – ein richtiger Schritt meint Narushige Michisita, Sicherheitsxperte am National Graduate Institute for Policy Studies in Tokio:
"Bei den bisherigen Sanktionen ging es vor allem darum, dass Raketen- und Atomwaffenprogramm einzudämmen. Dieses Mal aber treffen sie das Herz der nordkoreanischen Wirtschaft. Mineralölerzeugnisse wie Benzin und Diesel dürfen nicht ins Land geliefert und unter anderem Holz, landwirtschaftliche Produkte und vieles mehr exportiert werden. Wenn sich auch China daran hält, werden diese Sanktionen einen ziemlich großen Effekt haben, denke ich."
Nordkoreas Technik überbewertet?
Zugleich warnt er als langjähriger Kenner der Materie davor, die technischen Entwicklungen Nordkoreas über zu bewerten. Die seien eher bescheiden und die vielen Tests nur – wie es deutsche Raketenexperten auch sehen – durch Hilfe von außen möglich, so der Professor:
"Natürlich fehlt noch der endgültige Beweis, aber ich bin auch der Meinung, dass Nordkorea Technik oder zumindest bestimmte Teile sowohl aus Russland als auch aus der Ukraine bekommen hat. Denn es ist schon merkwürdig, wie Nordkorea in dieser kurzen Zeit so viele verschiedenen Raketentypen entwickelt haben soll."
Russland und China gelten, auch wenn sie die jüngsten Sanktionen mittragen, nach wie vor als die wichtigsten Verbündeten Nordkoreas. An eine schnelle Lösung des Konflikts glaubt Narushige Michisita, Sicherheitsxperte am National Graduate Institute for Policy Studies in Tokio zwar nicht, rechnet aber doch mit einem gewissen Einlenken von Machthaber Kim Jong Un:
Olympische Spiele in Südkorea
"Nordkorea wird sich 2018 aus meiner Sicht in zwei Richtungen bewegen. Einerseits wird es sein Tests fortsetzen, um die Drohkulisse aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig wird sich Nordkorea gesprächsbereit zeigen, weil der wirtschaftliche Druck auf das Land jetzt zunehmen wird. Das wird man schon bei den Olympischen Spielen in Südkorea sehen, die eine gute Gelegenheit sind, um Gespräche zu führen."
Und selbst wenn Nordkorea seine Nachbarländer Japan und Südkorea weiter in Angst und Schrecken versetzt und die USA und ihren Präsidenten weiter provoziert, wünschte er sich in dem ganzen Konflikt mehr Realismus:
"Ich halte die Wahrscheinlichkeit eines Krieges für extrem unwahrscheinlich. Der würde auch nur ausbrechen, wenn die USA beginnen, aber dann würde Nordkorea sofort den Süden des Landes angreifen und zwar so schnell, dass es Seoul, wo die meisten Menschen leben, vernichten könnte. Aber das ist natürlich überhaupt nicht im Interesse der USA, denn dort leben ja auch 200.000 Amerikaner."