"Es wird Tausende Hungertote geben"
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Russland und China haben im UN-Sicherheitsrat die Verlängerung der Hilfslieferungen nach Syrien blockiert. Wenn sich daran nichts ändert, werden viele Menschen im Norden des Landes sterben, befürchtet Nahla Osman vom Verband deutsch-syrischer Hilfsvereine.
Im Norden Syriens hängt das Leben von Millionen Menschen vom Hilfsprogramm der Vereinten Nationen ab - doch Russland und China haben im UN-Sicherheitsrat ihr Veto gegen weitere Hilfslieferungen eingelegt. In Nordsyrien drohe nun eine Katastrophe, sagt Nahla Osman, stellvertretende Vorsitzende des Verbandes deutsch-syrischer Hilfsvereine.
Vor Ort gebe es kaum noch funktionierende Krankenhäuser, schildert Osman die Lage. "Ich bekomme täglich Anfragen in den sozialen Netzwerken wie 'Ich habe hier ein krebskrankes Kind, das muss auf die türkische Seite, wir können es hier nicht behandeln, wir haben eine Frau mit einer Risikoschwangerschaft, wenn sie nicht in die Türkei kommt, werden sie und das Baby sterben' - das sind Dinge, die wir tagtäglich hören müssen."
Jetzt töten nicht mehr Bomben, sondern der Hunger
Ehemals habe es zwei funktionierende Grenzübergänge gegeben, Russland wolle nun nur noch einen - der aber sowieso schon geschlossen sei. Die Situation derzeit sei die schlimmste seit 2011, sagt Osman. Medizinische Behandlungen seien in Syrien nicht mehr möglich - sowohl in den so genannten befreiten Gebieten wie auch in den von Präsident Assad beherrschten Landesteilen.
"Wir sehen, dass tagtäglich Menschen sterben, weil keine Medizin über die Grenze kommt, weil keine Lebensmittel über die Grenzen kommen", berichtet Osman. Die Bombardierungen hätten zum Glück seit März fast aufgehört. "Aber die Menschen sterben jetzt nicht mehr an Übergriffen, an chemischen Attacken, sondern an Hunger. Und wir werden sehr, sehr viele Tausende Hungertote haben, wenn sich da nichts ändert."
(ckü)