Norman Foster wird 80

Aseptisch und elegant

Norman Foster
Norman Foster feiert seinen 80. Geburtstag. © dpa / picture alliance / Guillaume Horcajuelo
Von Susanne Arlt |
Er entwarf die Reichstagskuppel in Berlin, Wolkenkratzer in New York und Museen in Großbritannien: Norman Foster gilt als einer der größten Baumeister unserer Zeit. Nun feiert er seinen 80. Geburtstag.
"Es ist großartig hier oben, die Aussicht ist unglaublich", stellte entzückt der britische Architekt Norman Foster fest, als er vor 16 Jahren auf dem Dach des frisch sanierten Reichstagsgebäudes stand und den Blick über Berlin schweifen ließ. Dem heute 80-Jährigen ist es zu verdanken, dass die Deutschen ihren Parlamentariern im wahrsten Sinne des Wortes aufs Dach steigen können.
Er hat die weithin sichtbare Kuppel aus Glas und Stahl entworfen, die direkt über dem Plenarsaal des Bundestags 50 Meter hoch über Berlin schwebt. Auch 16 Jahre nach der Eröffnung stehen die Menschen noch immer Schlange, um den futuristischen Kopf des steinernen Reichstagsgebäudes zu sehen.
- "Das ist architektonisch ein toller Eindruck und eine tolle Leitung."
- "Das so zu bauen und passt aus meiner Sicht auch optimal zu dem Reichstagsgebäude hier."
- "Genau der richtige Ansatz, um das Parlament in die Öffentlichkeit zu bringen und um Transparenz zu schaffen."
- "Ich weiß, das gab damals ja eine große Diskussion, dass er als Nichtdeutscher ins Herz der Parlamentskultur seine eigene Architektur einbringt."
- "Was mich beeindruckt hat, war jetzt der Blick nach außen auf Berlin."
- "Ich finde, der Norman Foster hat das mit der Transparenz, mit dem vielen Glas gut integriert in den Bundestag. Sehr beeindruckend."
Diese Idee des Neuanfangs im Alten war zuerst allerdings umstritten. Der Streit entflammte sich an der Frage, muss man Architektur rückwärtsgewandt gestalten, sich an alten Entwürfen orientieren und daraus etwas lernen. Oder sollte man es wie Norman Foster machen.
Nicht groß aus dem Vergangenen schöpfen, sondern immer alles neu von vorne anfangen. Am Ende aber setzt sich der Brite durch. Den Deutschen zollte er dafür seinen Respekt und lobte ihr Wagnis zu Offenheit und Transparenz.
Reichstagskuppel ist sein in Deutschland bekanntestes Werk
"Ich habe das Ergebnis als radikal bezeichnet. Wo sonst in der Welt kann jeder Mann durch diesen Eingang hinter mir, zusammen mit den Abgeordneten auf das Dach gelangen, weiter über die Rampen auf eine Aussichtsplattform gehen und hinein in das Plenum und hinab zu den Parlamentariern schauen", sagt Norman Foster über die neue Reichstagskuppel.
Das Reichstagsgebäude mit dieser neuen Kuppel, seiner Schöpfung, ist in Deutschland sein bekanntestes Werk. Die meisten seiner Gebäude aber stehen in Großbritannien. Vor allem in London ist seine Architektur zu sehen und zu spüren.
Das Aseptische, das Kühle, das Elegante aus Glas, Stahl und Beton zeichnen seine Werke aus. Das Architekturstudium begann er aber nicht in seiner Heimat, sondern an Yale-Universität in den USA. Foster, der aus einer Arbeiterfamilie in Manchester stammt, konnte sich seine akademische Ausbildung nur mit Hilfe eines Stipendiums leisten.
Innenansicht der Reichstagskuppel in Berlin
Norman Foster entwarf auch die Reichstagskuppel in Berlin.© dpa / picture alliance / Daniel Kalker
1967 kehrte er nach England zurück und gründete in London sein erstes Büro mit Richard Rogers. Von Anfang an versuchte er, die Ingenieurskunst zurück in die Architektur zu holen. In seinen Büros, die über die ganze Welt verteilt sind, arbeiten mehrere hundert Architekten, Ingenieure, Ökonomen und Techniker. Immer wieder wurde ihm darum vorgeworfen, dass er inzwischen mehr Manager dieses weltumspannenden Architekturkonzerns sei und nicht mehr so sehr der Mann der Entwürfe.
"Nun, ich glaube es hängt davon ab wie man eigene Arbeit definiert, insofern ist Architektur eine kollaborative Kunst. Man arbeitet mit den Kollegen, die eine beauftragen, man arbeitet mit den eigenen Kollegen, denen man vertraut und mit denen man ein Arbeitsklima aufgebaut hat über viele Jahre hinweg. Es ist also ein Team mit großem Tiefgang, ein interaktiver Prozess. Es überrascht also nicht, dass es das Ergebnis der Arbeit vieler ist", sagt Foster.
Er baute Flughäfen in Asien, Wolkenkratzer in New York, Museen in Großbritannien, aber auch Bibliotheken, Schulgebäude, Sportstadien und Verwaltungsbauten. In Abu Dhabi soll im kommenden Jahr das Zayed National Museum eröffnet werde, ein futuristischer Riesenbau, der an die flirrenden Flügel einer Zikade erinnert. Sir Norman Foster ist unbestritten einer der ganz großen Architekten und auch mit 80 Jahren noch immer sehr beschäftigt.
Mehr zum Thema