Was bedeutet das Exil für Ihr Leben und Schreiben?
Vor fast 30 Jahren flüchtete der rumänische Schriftsteller Norman Manea vor dem berüchtigten Geheimdienst Securitate in die USA. Warum das Exil auch eine wunderbare Erfahrung sein kann, verrät der Autor im Gespräch.
Eigentlich habe er nie ins Exil gehen wollen, sagt der rumänische Schriftsteller Norman Manea. Doch die permanente Bedrohung durch den berüchtigten Geheimdienst Securitate in seiner Heimat trieb den damals 51-Jährigen 1986 schließlich in die USA.
Als Kind jüdischer Eltern kam er mit fünf Jahren in ein Konzentrationslager. Dort verbrachte er vier Jahre.
Die Zeit im Lager sei seine "Initiation" gewesen - "für ein Kind war das Lager eine schreckliche Erfahrung, aber eine wichtige", sagte er im Deutschlandradio Kultur. Er habe gesehen, dass Menschen sich so hassen können, dass es keine Hoffnung mehr gibt.
"Im April 1945 war ich ein alter Mann, der gerade neun wurde", hat er in einem seiner Bücher geschrieben. Bei seiner Rückkehr nach Rumänien sei er zu alt gewesen, "um wiedergeboren zu werden", erzählt er.
Die Zeit nach dem Konzentrationslager war "wie ein Traum"
Dennoch war diese Zeit "wie ein Traum", sagt Manea. Er sei sehr neugierig auf die Welt gewesen. Das Essen, die Schule, die Altersgenossen - das alles war "wie ein Märchen" nach dem brutalen KZ-Alltag. Und auch der Kommunismus sei wie ein Märchen gewesen, sagt der Schriftsteller: "Man hat gehofft, dass die Zukunft für alle Leute wunderbar wird."
Manea wurde zunächst begeisterter Kommunist. Er habe aber zugleich auch immer auf die Wirklichkeit geschaut und schnell die Realität mit den Versprechungen abgeglichen - bis dann auch diese Hoffnung starb.
Desillusioniert habe er sich dann einer neuen Utopie zugewandt: der Literatur. Manea gilt als der meistübersetzte Autor Rumäniens und als Kandidat für den Literaturnobelpreis. Das Exil ist und bleibt sein großes Thema.