Der Autor, Alistair Zaldua, ist selbst Komponist und arbeitet in den Bereichen neuer, experimenteller und improvisierter Musik. Nach seinem Studium in Freiburg ging er wieder nach Großbritannien. Für sein Instrument, die Geige, hat er eine besondere Aufführungspraxis entwickelt. Zaldua leitet ein interdisziplinäres Improvisationskollektiv und tritt in verschiedenen Formationen auf.
Notation und Improvisation
Musikalische Notation wird oft als Gegenpol zur Improvisation betrachtet. Doch der englische Komponist Alistair Zaldua stellt die Arbeit von Improvisatoren vor, die beides kreativ miteinander verbinden.
Notation und Improvisation stellen – so scheint es – unlösbare Widersprüche dar, weil freie Improvisation als Ausdruck demokratisierten Musikmachens angesehen wird, bei dem Komponieren eine kollaborative Aktivität ist, während das Vorhandensein einer Partitur einen Musiker "entrechtet" und den Komponisten in klarer Hierarchie über den Interpreten stellt.
Gleichwohl ist es interessant, beobachten zu können, wie Notation in der Improvisation Anwendung finden kann, besonders dort wo in der Folge soziale Prozesse wirksam werden.
Hybride Kulturform
Obwohl bereits eine ungeheuere Anzahl von experimentellen Ansätzen existiert, zeigen die drei hier präsentierten Beispiele Merkmale einer dynamischen, selbstreflexiven und hybriden Kulturform auf: von der Posaunistin Sarah Brand, dem Gitarristen und Ensembleleiter Moss Freed und dem ICP-Ensemble.
In den Momenten, wo sich eine echte Verantwortung der Musiker untereinander und gegenüber dem, was man spielt, entwickelt, wird beides, Improvisation und Notation, auf eine schöpferische Weise wechselseitig problematisiert.