Der Gutenberg der Musik
29:49 Minuten
Bewegliche Lettern, die auch Gutenberg für seine Buchdrucke verwendete, brachte Ottaviano Petrucci ins Spiel, als er 1501 seine erste Sammlung mehrstimmiger Musik in Venedig herausbrachte - der erste wichtige Notendruck überhaupt. Ein Musik-Meilenstein.
Lange war das Abschreiben von Noten die einzige Möglichkeit, Musik zu verbreiten. Und immer wieder probierten vor allem deutsche Drucker, die Erfindung von Johanes Gutenberg um 1450 für den Buchdruck auch für den Bereich der Musik zu nutzen.
Auch der Italiener Ottaviano Petrucci versuchte das und experimentierte mit Druckstöcken. 1498 war er so erfolgreich, dass er in Venedig ein Patent beantragte.
Hohe Strafandrohungen
"Octaviano de i Petrucci aus Fosombrone, Bewohner dieser illustren Stadt, ... hat unter vielen Kosten und großen Mühen gefunden, wonach viele nicht nur in Italien, sondern auch außerhalb vergeblich gesucht haben, nämlich in bequemer Weise mehrstimmige Musik zu drucken...
Deswegen bittet er als der erste Erfinder kniefällig um Dero Güte und Gnade, dass für 20 Jahre kein anderer in den Landen der Signoria mehrstimmige Gesänge sowie Orgel- und Lautentabulaturen drucken, noch außerhalb gedruckte in dieselben bringen oder dort verkaufen dürfe, unter Strafe, dass diese anderen, außerhalb gedruckten Werke beschlagnahmt werden und 10 Dukaten Strafe für jedes dieser Werke zu bezahlen sind."
Neues Kapitel der Musikgeschichte
Dieses wurde ihm gewährt und Petrucci baute eine Werkstatt in Venedig auf. 1501 endlich brach ein neues Zeitalter in der Musikgeschichte an: Der Wahlvenezianer veröffentlichte eine erste Sammlung gedruckter mehrstimmiger Musik, die er mit beweglichen Metalltypen hergestellt hatte.
"Harmonice Musices Odhecaton" so der Titel des Bandes, vom griechischen "ode", "Lied", und "hecaton", "hundert" abgeleitet. Knapp 100 Stücke des ausgehenden 15. Jahrhunderts sind darin vereint: darunter Werke der Größen der Zeit wie Johannes Ockeghem, Alexander Agricola, Jacob Obrecht, Pierre de la Rue, Josquin Desprez und Heinrich Isaac.
Petruccis Druckverfahren war aufwändig und verlangte große Genauigkeit: Dreimal liefen die Bögen durch die Druckerpresse. An erster Stelle wurden die Linien aufs Papier gedruckt. Danach folgten die Notenköpfe, die ganz genau auf die Linien passen mussten. Im dritten Durchgang wurde das Notenbild mit Text ergänzt.