„Notre-Dame in Flammen“
Regie: Jean-Jacques Annaud
Frankreich 2021
Mit: Samuel Labarthe, Jean-Paul Bordes, Garlan Le Martelon, Dimitri Storoge
Länge: 110 Minuten
Neu im Kino: „Notre-Dame in Flammen“
Ganz viel Pathos: Manchmal ist weniger mehr - vielleicht auch bei "Notre-Dame in Flammen" von Jean-Jacques Annaud. © Imago / TF1 Films Productions / Collection Christophel
Ein Brand, der die Welt in Atem hielt
06:36 Minuten
Als die Kirche Notre-Dame in Paris in Flammen stand, gingen die Bilder der Katastrophe und der Rettungsversuche um die Welt. Nun zeichnet ein Film die Ereignisse nach und huldigt so den Einsatzkräften.
Um was geht es?
Am 15. April 2019 bricht auf dem Dachstuhl von Notre-Dame ein Feuer aus. Die Bilder der Rauchsäulen zwischen den Türmen der gotischen Kathedrale gingen um die Welt. Nicht nur in Frankreich, auch in anderen Ländern verfolgte man mit bangem Blick, wie sich das Feuer immer weiter ausbreitete: Wird das Dach halten oder einstürzen?
Minutiös stellt der Film die Ereignisse nach, setzt die Verkettung unglücklicher Umstände, Fahrlässigkeit beim Brandschutz und die riskante Rettungsaktion der Pariser Feuerwehr in Szene.
Was ist das Besondere?
Jean-Jacques Annaud („Der Name der Rose“, „Sieben Jahre in Tibet“) ist für seine bildgewaltigen, opulent inszenierten Werke bekannt. So beginnt sein neuer Film mit der Großaufnahme einer glühenden Zigarette. Drohnen umkreisen das Wahrzeichen im historischen Stadtzentrum, Reisegruppen aus aller Welt besuchen die Kathedrale, die Kamera erkundet die Restaurierungsbaustelle auf dem Dach. Man lernt einige der Mitarbeiter der Kirche kennen und später auch die Einsatzkräfte der Feuerwehr.
Von seiner Dramaturgie her erinnert „Notre Dame in Flammen“ an einen US- Katastrophenfilm. Obwohl die aufwändig gedrehten Bilder das verheerende Ausmaß des Brandes vermitteln können, wirkt die dramatische Musik störend.
Dann wieder entwickelt der Film einen dokumentarischen Duktus, verwendet Archivmaterial, erzählt entlang der Chronologie. Immer neue Figuren tauchen auf, bis man endgültig die Übersicht verliert.
Am Ende findet dennoch die genretypische Heroisierung statt: Zu der sich nun überschlagenden Musik riskiert eine Handvoll Feuerwehrmänner ihr Leben, um Schläuche oben im Glockenturm zu installieren. Doch braucht es wirklich soviel Kinopathos, um ihren Einsatz zu feiern?
Fazit
Weniger wäre mehr gewesen. Vielleicht hätte sich Annaud auf eine Perspektive einlassen sollen. Etwa auf den neuangestellten Wachmann, der von der Brandschutzanlage überfordert ist. Oder einen der Hausmeister, die die Kathedrale wie ihre Westentasche kennen und bei der Rettung der Kunstschätze helfen.
Vielleicht ruht sich hier ein Regisseur auf seinem handwerklichen Können aus, statt nach einer angemessenen visuellen und dramaturgischen Form zu suchen.