Hohes Tempo beim Wiederaufbau von Notre-Dame
Ein Feuer führte vor fünf Jahren zu schweren Zerstörungen der Kathedrale Notre-Dame. Die Kirche sollte auf Geheiß von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron möglichst schnell wiederaufgebaut werden. Die Arbeiten in Paris sind weit fortgeschritten.
Es ist eines der bekanntesten Bauwerke Frankreichs: die Kathedrale Notre-Dame in Paris. Das Gotteshaus aus dem 12. Jahrhundert wurde am 15. April 2019 bei einem Brand schwer beschädigt. Die Ursache des Feuers ist bis heute nicht geklärt.
Fünf Jahre später ist der Wiederaufbau der weltberühmten Kirche in Paris weit fortgeschritten. Rund 550 Millionen Euro kostete das Projekt bislang. Und es ist noch Geld da für die weiteren Arbeiten: Mehr als 850 Millionen Euro haben über 340.000 Spender aus 150 Ländern gegeben.
Im Dezember sollen Besucher wieder zugelassen sein. Und schon zur Eröffnung der Olympischen Sommerspiele am 26. Juli soll Notre-Dame mit dem instandgesetzten äußeren Erscheinungsbild glänzen.
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Wie schwer war die Kirche zerstört?
Innerhalb von rund einer Stunde brach bei dem Brand der schmale Vierungsturm in sich zusammen - und riss einen Teil des Daches mit sich in die Tiefe. 500 Tonnen Holz und 250 Tonnen Blei fielen in sich zusammen. Die Bilder des Flammen-Infernos lösten weltweit Entsetzen und Betroffenheit aus.
Die Pariser Feuerwehr konnte Teile der Kirche vor den Flammen retten, doch das Löschwasser sorgte für schwere Schäden im Inneren. Die Unesco dokumentierte im Internet die Zerstörungen in dem Bauwerk, das als Weltkulturerbe eingestuft ist. Das Dach musste wiederhergestellt, neue Bodenfliesen verlegt, sowie Gewölbe, Fresken und Glasfenster restauriert und gereinigt werden.
Welche Rolle spielte der französische Staat beim Wiederaufbau von Notre Dame?
Notre-Dame ist ein nationales Symbol. Die Kirche stand schon zur Zeit ihrer Erbauung, als Paris allmählich zur Hauptstadt wurde, für die Nation und für die Verbindung von Krone und Kirche. Ein gigantisches Steingebirge, das Glauben und Nation feiert. Seit 1905 gehören im laizistischen Frankreich alle großen Kirchen dem Staat.
Der Wiederaufbau war nicht nur ein Projekt des Staates, sondern der gesamten Gesellschaft. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte unmittelbar nach dem Brand angekündigt, in fünf Jahren wolle man Notre-Dame wiederaufgebaut haben.
„Es ist schon eine gigantische Leistung, die da vollbracht wird“, sagte die Architektin und Kunsthistorikerin Barbara Schock-Werner. Es gebe für das schnelle Tempo des Wiederaufbaus zwei Erklärungen. Erstens habe Geld keine Rolle gespielt. Zweitens sei Frankreich ein Zentralstaat. „Und wenn der Präsident sagt, wir machen das“, dann könne man schnell wiederaufbauen, sagte Schock-Werner. Für die französische Gesellschaft sei der Wiederaufbau sehr wichtig.
Frankreich sei ein zwar katholisches, zugleich jedoch sehr säkulares Land, „aber der Brand dieser Kirche im Herzen von Paris“ habe „wirklich die Seele getroffen“. Diese „emotionale Wirkung“ habe das Engagement und die Begeisterung für den Wiederaufbau ausgelöst, sagte Schock-Werner.
Was sind die Besonderheiten beim Wiederaufbau von Notre-Dame?
Der Wiederaufbau im Turbotempo bringt einige Besonderheiten mit sich. Das Gebäude sei zum Beispiel „noch sehr nass“, sagte die Expertin Schock-Werner. „Es wäre sicher günstig gewesen, dass Gebäude ein paar Jahre noch stehen zu lassen und erstmal auszutrocknen, bevor man da rangeht.“
An Qualität mangelt es der Expertin zufolge beim Wiederaufbau der Kirche aber nicht. Zum Beispiel seien die Dachbinder, also die Einzelteile des Dachstuhls, „nicht an Ort und Stelle montiert“ worden, sagte Schock-Werner, sondern als Ganzes aufgesetzt. „Das hat mit der Qualität dieser Binder gar nichts zu tun, sondern ist einfach ein aufwendiges, aber darum schnelleres Verfahren.“
Über 2.000 Menschen wirkten beim Wiederaufbau mit: Steinmetze, Gemälderestauratoren, Dachdecker, Brandschutz-Techniker, Heizungsmonteure, Elektriker, Tischler. Auch einige Firmen aus Deutschland oder Großbritannien beteiligten sich.
Welchen Beitrag hat Deutschland beim Wiederaufbau geleistet?
Die Kunsthistorikerin Schock-Werner hat im Auftrag der Bundesregierung die deutsche Hilfe beim Wiederaufbau koordiniert. Der deutsche Beitrag war vor allem die Instandsetzung von Kirchenfenstern. Der Expertin zufolge wurden vier große Fenster in der Glas-Restaurierungswerkstatt des Kölner Doms restauriert. Dies habe etwa ein Jahr gedauert, so Schock-Werner. Mittlerweile seien die Fenster wieder eingebaut worden.
Der Wiederaufbau von Notre-Dame sei eine „ganz spezielle französische Geschichte“, sagte Schock-Werner. Denn es sei eben eine Staatskirche, für die sich der Staatspräsident selber verpflichtet habe. Zudem betonte sie, dass die Arbeit auch nach Wiedereröffnung der Kirche etliche Jahre weitergehen werde.
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