NRW-Kulturministerin zur "Extrawurst"-Kritik

"Niemand darf sich rausnehmen"

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NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen gestikuliert während eines Gesprächs.
NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen verteidigt ihre umstrittene Aussage zur Kulturbranche. © imago-images / Udo Gottschalk
Isabel Pfeiffer-Poensgen im Gespräch mit Sigrid Brinkmann |
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Die "Extrawurst" verbieten Eltern gern ihren Kindern. NRW-Kulturministerin Isabell Pfeiffer-Poensgen verbot diese "Extrawurst" der Kultur und erntete Empörung. In ihrer Wortwahl erkennt sie nun einen Fehler, beharrt aber darauf, in der Sache recht zu haben.
Mit ihrer Warnung, dass die Kulturbranche sich nicht "immer eine Extrawurst" braten dürfe, hat NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen erhebliche Debatten ausgelöst. Die parteilose Politikerin begründete ihre Äußerung damit, dass sich die Kultur mit ihren Forderungen "zu sehr aus dem gesellschaftlichen Konsens" herausbewege. Hintergrund für die Äußerungen der Politikerin war Kritik aus der Branche an den erneuten pandemiebedingten Schließungen trotz detaillierter Hygienekonzepte.
Ihre Wortwahl in dieser Debatte sei "unglücklich", sagt Isabel Pfeiffer-Poensgen im Deutschlandfunk Kultur und erklärt, dass sie an ihr nicht festhalte. "Ich habe immer wieder gesagt, dass mir die schlimme und schwierige Situation der Künstlerinnen und Künstler bewusst ist." Darum seien in Nordrhein-Westfalen "viele sehr erfolgreiche Programme" aufgelegt worden, um das "wirtschaftliche Desaster" für die Betroffenen aufzufangen.

Eine Sonderrolle der Kultur kritisch betrachten

Von ihren Besuchen in Kultureinrichtungen wisse Isabell Pfeiffer-Poensgen, dass die Pandemie-Auflagen dort sehr penibel umgesetzt worden seien. Man müsse sich aber klar darüber sein, dass mittlerweile um die 75 Prozent der Corona-Neuinfektionen nicht mehr nachvollziehbar seien. Deswegen könne man nicht ausschließen, dass auch dort Infektionen stattfänden.
"Damit müssen wir uns auseinandersetzen und ganz besonders in Nordrhein-Westfalen, denn wir sind leider mit an der Spitze der Entwicklung der dramatischen Infektionszahlen", so Isabell Pfeiffer-Poensgen. Als Wissenschaftsministerin sei sie außerdem für sieben Universitätskliniken verantwortlich und sehe an der Krankenhausbelegung das "Spiegelbild der dramatischen Situation". Vor diesem Hintergrund würden gesonderte Lösungen für die Kultur von vielen kritisch gesehen, sagt Pfeiffer-Poensgen.

Hilfspakete für Personen und Institutionen

Es gebe viele gesellschaftliche Gruppen, die ebenso hart von den Einschränkungen betroffen seien. Man müsse nun gemeinsam versuchen, die Infektionszahlen in den Griff zu bekommen. Da dürfe sich niemand rausnehmen.
Allerdings versuche die Politik mit den Hilfsprogrammen nicht nur Infrastrukturen, sondern auch die persönlichen Verhältnisse der Künstlerinnen und Künstler zu unterstützen, sagt die Kulturministerin. Innerhalb von sechs Wochen seien 14.500 Stipendien über jeweils 7000 Euro an Künstler vergeben worden, nannte Isabel Pfeiffer-Poensgen als Beispiel. "Dasselbe tun wir mit großen Hilfspaketen für kommunale, aber auch für private Theater, damit sie diese Durststrecke überstehen."
(rja)
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