Erwachsenwerden unter der Brücke
Auch in Deutschland gibt es obdachlose Minderjährige, die jahrelang ohne jede Aufsicht, in Angst und Elend auf der Straße leben - und sie erleben dort Dinge, die sie ein Leben lang prägen.
In Deutschland leben rund 37.000 Menschen unter 27 auf der Straße. So auch der 21-jährige Jones, der nach Stationen in Köln, Berlin und Hamburg zurzeit in Nürnberg lebt. Eindrücklich beschreibt er der Reporterin seine Erfahrungen:
"In den dreieinhalb Jahren habe ich Sachen gesehen, die sollte man eigentlich nicht sehen… Wie Leute abgestochen wurden, erschossen wurden, zusammengeprügelt wurden, so dass sie gestorben sind, oder wie jemand sich eine Überdosis Heroin gegeben hat und neben mir verreckt. Aber die Bilder kriegst du nicht mehr aus dem Kopf, danach ist man gebrandmarkt."
Jones ist seit dreieinhalb Jahren obdachlos. Er ist einer der jungen Menschen, die als Minderjährige vom Radar der zuständigen Jugendhilfe fallen, weil sie aus ihren Unterkünften abgehauen sind.
Notunterkünfte verzeichnen ansteigende Aufnahmezahlen
Die Leidensgeschichten der Jungen und Mädchen beginnen in der Regel mit der Flucht aus dem Elternhaus. Oft geraten sie durch Drogen- oder Alkoholabhängigkeit in einen Teufelskreis und verlieren dadurch den Anschluss an die zuständigen Behörden.
Niedrigschwellige Angebote, wie die Notunterkunft Sleep In bieten diesen "aus dem System Gefallenen" Anlaufstellen. Hier können obdachlose Jugendliche die Nacht verbringen und müssen sich nur an ein Minimum von Regeln des friedlichen Zusammenlebens halten. Eine Betreuerin im Sleep In berichtet von steigenden Aufnahmezahlen:
"Seit 2012 sind die Fallzahlen gestiegen, das Sleep In ist zu 100 Prozent und darüber hinaus ausgelastet und das im Jahresdurchschnitt. Wir kommen langsam an unsere Kapazitätsgrenzen."
"Seit 2012 sind die Fallzahlen gestiegen, das Sleep In ist zu 100 Prozent und darüber hinaus ausgelastet und das im Jahresdurchschnitt. Wir kommen langsam an unsere Kapazitätsgrenzen."
Unterstützung bei lebensnotwendigem Papierkram
Außerdem spricht Reporterin Beate Posch mit einer Vertreterin von Back in Future, einem vom Bundessozialministerium finanzierten Projekt, das obdachlosen Jugendlichen hilft, indem sie ihnen eine Postadresse, drei Mahlzeiten am Tag und Hilfe mit Ämtern anbietet. Durch die Unterstützung von Stellen wie Back in Future gelingt es einigen Jugendlichen, wieder Hoffnung zu schöpfen.